Fast drei Monate waren wir unterwegs. Zuerst mit einer kleinen Reisegruppe von Taekwondo-Studenten in Korea, dann zwei Monate lang in Australien, wo wir unseren lang gehegten Traum einer Motorradreise erfuellten, schliesslich in Neuseeland und zuletzt in Singapur als Zwischenstopp auf der Rueckreise.
Es waren unvergessliche Tage, besonders die Fahrt durch Australien mit dem Motorrad bleibt uns in Erinnerung. Der Weg ist das Ziel, sagt man, und das ist wahr. Man kann zum Ayers Rock in wenigen Stunden von Sydney aus mit dem Flugzeug fliegen und sieht dann dasselbe wie wir. Man kann aber auch drei Wochen lang mit dem Motorrad anreisen und erlebt dabei eine Vielfalt an Eindruecken, die unvergesslich sind. Wir haben das letztere gewaehlt und es nicht bereut.
Dass es ueberhaupt moeglich war, diese Reise zu unternehmen verdanken wir hauptsaechlich unserer Familie. Wir mussten naemlich mittendrin von einem Trauerfall erfahren. Meine Mutter ist im neunundneunzigsten Lebensjahr verstorben. Das kam zwar nicht unerwartet, weil sie schon vor unserer Abreise 24 Stunden-Betreuung hatte und sich ihr Ableben abzeichnete. Dennoch hat es uns getroffen. Dass wir ueberhaupt abgereist sind liegt an mehreren Umstaenden. Es ist nicht einfach, eine so lange Reise vorzubereiten und dann sie nicht durchzufuehren ist ebenso schwierig. Wir haben also fuer alle Eventualitaeten Vorbereitungen getroffen und sind gefahren.
Als die Nachricht vom Ableben meiner Mutter kam haben wir ueberlegt, vorzeitig nach Hause zu fliegen. Das waere aber gar nicht so einfach moeglich gewesen. Wir waren mitten im Outback, selbst wenn wir sofort nach Sydney gefahren waeren um das gemietete Motorrad zurueckzugeben haetten wir mindestens drei Wochen gebraucht. In dieser Situation waren unsere Kinder – Tochter Sora und Sohn Viktor mit ihren Familien – eine grosse Hilfe. Sie erledigten alle Formalitaeten fuer die Beerdigung und bereiteten das Begraebnis vor, das nach unserer Rueckkehr stattfinden wird. Wir entschieden uns daher, die Reise im Andenken an meine Mutter wie geplant durchzufuehren. Sie haette es sicher so gewollt.
Neben vielen E-Mails und Telefonaten mit eher traurigem Inhalt war das Schreiben von launigen Reiseberichten auch eine gewisse Ablenkung fuer mich. Ich hoffe daher, euch Lesern hat es gefallen und vielleicht sehen wir uns mal persoenlich wenn wir – wie schon vorher geschrieben – irgendwo einen „Lichtbildervortrag“ abhalten oder ihr unterstuetzt uns durch den Kauf unseres geplanten naechsten Reisebuches bei der Vorbereitung der naechsten Reise (hehe – Spenden sind auch willkommen). Die wird ein Hammer (Panamericana!), nur You Song muss ich noch ueberzeugen.
Danke fuers virtuelle Dabeisein, es verabschieden sich Schokomaul Dundee und Weemulee, Ihuteraroa und Tauaruru und natuerlich Norbert und You Song. Bis zum naechsten Mal.
Es ist Montag frueh und Singapur begruesst uns mit leichtem Regen. Vom Flughafen ins Hotel sind es nur ein paar Kilometer und im Unterschied zu Sydney und Auckland will uns kein Taxifahrer abzocken. Da dies die letzte Station unserer Reise ist haben wir beim Hotel gewaltig aufgerieben: das Marina Bay Sands Hotel im Hafen von Singapur ist uns gerade gut genug.
Das ist das bekannte Hotel mity dem Infinity Pool auf dem Dach im 57. Stock und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Schon die Eingangshalle ist beeindruckend und erstreckt sich ueber die Grundflaeche aller drei Tuerme, die das Hotel bilden. Wir sind zu frueh da, wollen unser Gepaeck einlagern und bis drei Uhr Nachmittag ein bisschen herumspazieren. Die beruehmte Gartenanlage „Gardens by the Bay“ liegt gleich nebenan und bietet sich an um die Zeit bis zum Einchecken zu vertreiben. Allerdings lotst uns der Empfangschef gleich zur Rezeption, damit wir unseren Gepaeckszettel bekommen und dort teilt man uns mit, unser Zimmer im Tower drei ist schon fertig. Prima, denken wir, da gehen wir gleich fruehstuecken und nachher in die Parkanlage. Dass uns das Hotel dafuer einen ganzen Tag fuer neunhundert Singapur-Dollar zusaetzlich verrechnet sehen wir erst zwei Tage spaeter auf unserer Rechnung im Room-TV.
Vorerst einmal sind wir begeistert und nachdem wir das wirklich hervorragende und preiswerte (85,70 Euro) Fruehstuecksbuffet abgeraeumt haben machen wir uns auf den Weg in die Gaerten. Der Eintritt ist machbar (etwa 32,- Euro inklusive Shuttle zum Flower Dome) und so bewundern wir Blumen und Pflanzen aus aller Welt gemeinsam mit vielen anderen Menschen aus aller Welt. Gleich daneben ist der Cloud Forest mit seinem Steg durch die Daecher eines Regenwaldes. Dort wird gerade eine neue Attraktion vorbereitet: „Avatar – the Experience“ wo die Welt aus dem Avatar-Film mit ihren vielen seltsamen Blumen und Gewaechsen nachgebaut wird. Die drachenaehnlichen Flugsaurier aus dem Film duerfen auch nicht fehlen, sind aber fast alle noch mit schwarzen Tuechern abgedeckt, weil die Eroeffnung erst in ein paar Tagen ist. Man kann sich aber schon virtuell in einen Bewohner der Avatar-Welt verwandeln, was wir natuerlich getan haben. Das Ergebnis ist aber wenig ansehnlich:
Da erfreuen wir uns lieber an den vielen Blumen und machen Fotos, um unter den tausenden Touristen nicht aufzufallen, die das auch tun. Ich habe selten so lieblich ausgesehen.
Dann erlebe ich einen Moment des Schreckens. Ich bin ja furchtlos, was die Dinge des Lebens angeht. Loewen und Tiger, Schlangen und Drachen, Werwoelfe und Massenmoerder – allen diesen trete ich laechelnd entgegen und mein Puls erhoeht sich kaum ueber den Ruhewert von 45. Bei Spinnen aber falle ich in Schreckstarre. So klein kann die Spinne gar nicht sein – uebrigens gibt es keine kleinen Spinnen, es sind alles Monster – dass ich nicht meine Frau um Hilfe rufe. Die kommt dann, kaempft mit dem Untier und traegt es hinaus in den Garten. Dort lauert es wahrscheinlich auf mich, falls ich aus der Tuer trete. Man stelle sich also meinen Zustand vor, als wir auf dieses Monster treffen.
You Song traegt mich halb bewusstlos aus der Gefahrenzone, bevor es mich fressen kann. Als ich wieder zu mir komme, ist es Nacht und wir sind in unserem Zimmer im Hotel. Zeit, nochmal in den Pool auf dem Dach zu gehen, denn dort gibt es auch warme Whirlpools mit Blick ueber Singapur. Wir springen hinein und gemeinsam mit siebzehn anderen Gaesten sitzen wir dann bis zum Hals im blubbernden Nass. Ein Genuss.
Heute ist der Tag der Abreise. Die Taschen sind gepackt – diesmal zwei Stueck mit jeweils dreissig Kilo – und es geht nach Hause. Noch einmal ein opulentes Fruehstuecksbuffet und dann ab zum Flughafen, wo wir um die Mittagszeit wegfliegen. Zuerst geht es nach Abu Dhabi, dort haben wir vier Stunden Aufenthalt, dann weiter nach Wien. Siebzehn Stunden Reisezeit haben wir vor uns, die meiste Zeit eingepfercht mit zweihundertfuenfzig anderen in einer Sardinendose. Wir freuen uns schon.
Neuseeland – Auf Wiedersehen! Heute ist der Tag des Abschieds. Wir waren zwar nur ein paar Tage hier und haben nur einen Teil der Nordinsel gesehen, aber soviel kann man sagen: es ist ein schoenes Land. Fruchtbar mit gruenen Wiesen, Waeldern und Bergen, dazu die Straende, die denen in Australien um nichts nachstehen. Besonders beeindruckend war der Strand an der Westkueste mit feinem schwarzen Sand. So etwas haben wir noch nie gesehen.
Wir sind also auf dem Weg nach Auckland wo wir nach Mitternacht abfliegen werden. Jetzt ist es noch nicht einmal Mittag und es erhebt sich die Frage: was tun wir bis es Zeit ist, zum Flughafen zu fahren? Bis dahin sind es nicht einmal mehr hundert Kilometer und fast alles Autobahn. Was wuerde ein Koreaner in so einem Fall tun? Richtig: Golf spielen. Ihuteraroa fragt also seinen Freund Google, ob es in und rund um Auckland Golfplaetze gibt und natuerlich gibt es sie. Wir suchen und also einen aus, der in der Naehe des Flughafens liegt und fahren hin.
Schon am Eingang merken wir: hier sind das Geld und schoene Menschen zu Hause. Wir stehen mit dem Toyota Irgendwas vor einem verschlossenen Gittertor, das auch zum Schloss von Rapunzel passen koennte und ueberlegen. Sollen wir reinfahren? Natuerlich, sagt Tauaruru, jetzt, wo wir schon da sind und Ihuteraroa gehorcht, wie immer. Ein Druck aufs Knoepfchen der Toranlage und anstatt dass sich die Stimme eines Waechters meldet, die uns verkuendet dass der Dienstboteneingang hinten ist, gleitet das Tor zur Seite und wir fahren durch.
Auf dem riesigen Parkplatz stellen wir unsere Limousine zwischen einen Maserati und einen Jaguar, die beide etwas indigniert zur Seite rutschen und steigen aus. Das Clubhaus hat die Ausmasse einer mittleren Sporthalle und stahlt Modernitaet, Gediegenheit und Reichtum aus. Wir gehen also hinein und mir faellt ein, dass wir unsere Reiseklamotten anhaben: Blue Jeans mit T-Shirt und Sportschuhe. Wir sind also nicht overdressed. Drinnen suchen wir die Rezeption, was wegen der Groesse der Halle gar nicht so einfach ist. Ihuteraroa denkt an die Kuehnheit seine Maori-Vorfahren bevor sie in die Schlacht zogen, pfeift sich nichts und schlendert mit Blue Jean und Sportschuhen zu dem jungen Mann, der hinter dem Tresen steht.
Der ist aber ueberraschenderweise gar nicht ueberheblich. Er teilt uns mit, dass das ein Members Only-Club ist, aber wenn wir ein Mitglied kennen, koennten wir schon hier spielen. Er macht sogar Anstalten, irgendein Member zu suchen, das uns als Gaeste anmeldet aber wir wollen niemanden in Verlegenheit bringen und lehnen ab. Am Ende haette ich noch die Blue Jean ausziehen und eine Golfhose kaufen muessen. Wir suchen also einen anderen Golfclub und finden einen etwas ausserhalb von Auckland. Fahren wir also da hin, denn es ist nach wie vor erst frueher Nachmittag.
Nach etwa vierzig Minuten sind wir da und hier ist eine andere Welt. Kein Mensch kuemmert sich um unsere Kleidung oder Ausstattung, die Anlage liegt wunderschoen inmitten von Huegeln und Wald und wir bekommen anstandslos Schlaegersets und Golfcart fuer zusammen nicht einmal hundert Euro. Allerdings koennen wir nur neun Loch spielen, weil um halb sechs das Buero zusperrt und wir die Sachen zurueckgeben muessen. Macht aber nix, los geht’s. Beim ersten Abschlag kommt Tauaruru drauf dass sie ein Linkshaender-Set hat und ich muss umtauschen fahren. Ich bin noch nie so steile Haenge mit einem Golfcart gefahren, zu Fuss kommt man da kaum rauf oder runter, aber es macht Spass.
Um halb sechs bringen wir wie vereinbart die Ausruestung zurueck, sitzen dann noch eine Weile auf der Terrasse und schauen der Sonne zu, wie sie langsam nach unten wandert. Dann machen wir uns auf den Weg zum Flughafen in Auckland, geben unseren Toyota Irgendwas ab und warten auf das Flugzeug. Ihuteraroa und Tauaruru bleiben zurueck, wir nehmen uns aber fest vor, beide wiederzusehen. Norbert und You Song machen sich auf den Weg zu unserer naechsten Station: Singapur.
Nur noch zwei Tage bis zur Abreise aus Neuseeland. Heute muessen wir das Gepaeck neu verteilen, denn fuer den Flug nach Singapur haben wir jeder zwei Gepaeckstuecke frei mit jeweils fuenfundzwanzig Kilogramm. Soviel haben wir nicht mit, deshalb machen wir drei Taschen daraus plus ein Handgepaeck fuer jeden von uns. Dann schwitzen wir und was tut man da? Man faehrt in ein Spa. Kein gewoehliches Spa, sondern ein Thermalspa mit warmem Quellwasser aus vulkanischen Spalten.
The Lost Spring nennt sich die Anlage und ist die Nummer eins auf der Top Ten-Liste fuer Thermalbaeder in Neuseeland. Zufaelligerweise liegt es ganz in der Naehe, in Whitianga, kaum vierzig Kilometer entfernt. Die Strasse dorthin fuehrt ueber die Kuestenberge und kann mit mancher Bergstrasse in Oesterreich mithalten. Die Neuseelaender fahren zum Unterschied zu Australiern normalerweise wie die Teufel, aber weil wir spaet dran sind halte ich mit. Unser kleiner roter Toyota Irgendwas muss sich ganz schoen anstrengen. Wir kommen rechtzeitig an und schon plumpsen wir in das erste Becken.
Das Wasser ist angenehm warm und rundherum sind tropische Pflanzen, die bis zum Beckenrand wuchern. Wer will, kann Getraenke bestellen und damit dann im Becken tuempeln. Zum Abschluss springen wir dann noch in den „Crater Lake“, wo es nochmal um etliche Grad waermer ist und kochen dort vor uns hin. Allerdings sind wir nicht alleine, denn die Becken sind alle gut besucht und es tummeln sich Maennlein und Weiblein jeden Alters darin, Ueberfuellt ist es aber nicht, denn der Eintritt wird zeitlich beschraenkt.
Gut durchgewaermt fahren wir dann wieder zurueck in unser Quartier und verdruecken eine Pizza im Restaurant gegenueber, wo wir gestern schon waren. Dann ist es Zeit vom harten Arbeitstag auszuruhen, denn morgen geht es wieder nach Auckland, wo wir um ein Uhr frueh des naechsten Tages nach Singapur fliegen.
Wer nach Neuseeland kommt, der sollte unbedingt auch eines tun: eine Fahrt mit dem Jet-Boot ueber die Stromschnellen. Vorher aber besuchen wir die Whakarewarewa heissen Quellen und die dortigen Geysire. Die liegen gleich am Ausgang von Rotorua, wo wir heute uebernachtet haben. Wieder ueberlegen wir am Eingang, ob wir die fuenfundsiebzig NZ-Dollar pro Person riskieren sollen, aber wie gesagt: wenn wir schon da sind gehen wir auch rein.
Nix da. Auch hier kommt man erstmal nur mit einer gefuehrten Tour rein, aber wiederum zeigt sich, dass das gar keine so schlechte Idee ist. Wir besichtigen zuerst das Kiwi-Haus, wo es stockdunkel ist, weil die Kiwis nur in der Nacht rauskommen. Dank Rotlicht koennen wir tatsaechlich zwei Kiwis sehen, wie sie mit ihrem langen Schnabel im Boden herumstochern. Dann geht es per Elektrobus zu den Geysiren. Die dampfen vor sich hin und tun uns nicht den Gefallen auch mal auszubrechen und eine Fontaene hochzuspritzen, aber immerhin liegen wir mit dem Ruecken auf warmen Steinen und tun damit den Bandscheiben Gutes.
Noch ein kurzer Rundgang durch das Kuenstlerhaus, wo man Kunsthandwerkern beim Herstellen von traditionellen Holzschnitzkunstwerken oder Kleidung aus geflochtenen Pflanzenfasern zusehen kann und nach einer Stunde sind wir wieder draussen. Jetzt aber zum Jet-Boot fahren!
Auf geht’s also zum Waikato River, wo der Wassermann – auch als Noeck bekannt – tief in seinen gruenen Fluten haust. Er hat dort keine Ruhe, denn oben drueber sausen die Jet-Boote der Rapid Jets Co. und die sind nicht gerade leise. Hier in Neuseeland gibt es gerade Demonstrationen der Bauern gegen die geplante Einfuehrung einer Steuer gegen den Methangas-Ausstoss von Kuehen. Damit soll die Klimaerwaermung verhindert werden. Man sieht, Dummheit ist auch auf der anderen Seite der Erde gegenwaertig. „Honk, if you support the farmers“ steht auf einem Transparent und als gestandener Klimaleugner hupe ich natuerlich wie verrueckt.
„Aber die Kinder!“ hoere ich gruene Birkenstocksandalentraeger greinen, „was ist mit den Kindern?“. Die Kinder sollen mal ihr Smartphone weglegen und selber schauen wie sie zurechtkommen, wenn sie an der Reihe sind. Bis dahin isst Ihuteraroa Steaks, faehrt SUV, fliegt mit dem Flugzeug und faehrt Jet Boot. So, nachdem ich mich jetzt als uneinsichtiger alter weisser Mann geoutet habe, fuehle ich mich besser und verabschiede mich von einem Teil meiner Leser. Baba und stolpert’s nicht ueber eure Birkenstocksandalen.
Wir kommen bei den Rapid Jets an und Tauaruru teilt mir mit, dass sie gerne von oben zuschaut, wie ich Jet-Boot fahre. Ich lotse sie unauffaellig ins Buero und bevor sie sich dreimal umdreht hat sie eine Schwimmweste an und ist auf dem Weg zum Steg, an dem das Jet-Boot wartet. Flugs eingestiegen und schon roehrt der Motor auf. Wir klammern uns an die extra gewaermten Haltestangen vor uns wie an einen Strohhalm, der uns am Leben haelt und los geht die Fahrt. Der Steuermann faehrt als ob er noch gewaltigen Restalkohol von gestern im Blut haette und das Boot schiesst von einer Seite zur anderen auf dem schmalen Fluss.
Schon nach den ersten Metern ziehen sich meine Mundwinkel nach oben und bleiben die naechsten fuenfundvierzig Minuten dort. In Europa waere so etwas unmoeglich, man wuerde dafuer niemals eine Bewilligung bekommen. Von Laermbeschwerden ueber Wasser- und Luftverschmutzung bis zu den Biologen, die um die Fortpflanzung der Gefleckten Spiraligen Wasserschnecke fuerchten, wenn sie bei der Begattung so oft mit den kalten Wellen ueberspuelt wird, die das Boot ausloest; saemtliche Bedenkentraeger wurden in Schnappatmung verfallen, kaeme ein solcher Antrag auf ihren Schreibtisch.
Obwohl ich die Gefleckte Spiralige Wasserschnecke verstehen kann – wer bekommt schon gerne einen kalten Wasserguss in einem intimen Moment – macht es einen Hoellenspass, den Fluss hinunterzuschiessen. Das Boot macht etliche brutale Wendemaneuver, vergleichbar mit U-Turns mit angezogener Handbremse, und das Wasser spritzt nur so. Alle Mitfahrer jubeln laut und am Lautesten kreischt Tauaruru. Besonders wilde Streckenabschnitte fahren wir mehrmals und am Ufer steht ein Rapid Jets-Mann und macht Fotos und Videos. Der Noeck versucht mehrmals, uns ins Wasser zu ziehen aber es gelingt ihm nicht.
Nach fast einer Stunde legen wir wieder an und die Fahrt war jeden Dollar wert, den sie gekostet hat. Tauaruru hat eine nasse Hose und ich bin nicht sicher, ob das alles vom Flusswasser kommt. Aber sie grinst ueber das ganze Gesicht und bereut keineswegs, mitgefahren zu sein. Unsere Empfehlung daher: fuenf Sterne fuer Rapids Jet und daher ein Muss fuer Neuseeland-Besucher.
Heute Abend sind wir in Tairua und bewohnen eine der Pacific Harbour Villas. Da bleiben wir die letzten zwei Naechte bevor wir uns auf den Weg nach Auckland machen um nach Singapur zu fliegen.
Wir verabschieden uns von unserer Luxus-Bleibe an der Westkueste und fahren nach Mordor. Das heisst, zuerst fahren wir ins Auenland, wo die Hobbits wohnen. Ihuteraroa hat zwar alle Herr der Ringe-Filme gesehen (Teil 1 bis 3 sogar in einer Triple-Vorstellung im Wienerberg-Kino von neun Uhr Abends bis etwa fuenf Uhr frueh), ist aber trotzdem eigentlich kein Hobbit-Fan. Er sympathisiert eher mit den Orks, traut sich das aber nicht laut sagen.
Nevertheless, nach kaum zwei Stunden sind wir da. Der Eintritt ist eigentlich geschmalzen (etwa neunzig Euro pro Person), aber wenn wir schon da sind gehen wir auch rein. Das heisst, Reingehen ist nicht, man kann nur mit einer gefuehrten Tour das Auenland besuchen. Also fahren wir mit dem Bus und etwa zwanzig anderen los und schon nach kurzer Fahrt sind wir da. Und was soll ich sagen, allein die Landschaft ist eine Wucht. Das ganze Filmset wurde auf dem Gebiet einer riesigen Schaffarm aufgebaut, deren Besitzer sich damit wohl eine goldene Nase verdient hat. Gewaltige Baeume, gruene Wiesen, ein kleiner See und kleine Huegel, eine wunderschoene Umgebung. Rund um den See sind die Behausungen der Hobbits aufgebaut, ein kleines Dorf mit in die Huegel eingegrabenen Haeuschen mit runden Tueren. Davor und rundherum allerlei Hausrat und Werkzeug, wie wenn die Bewohner gerade kurz weggegangen sind und gleich wiederkommen.
Neben dem See dann die Schenke „Zum gruenen Drachen“ und eine Wassermuehle, die beide eine Rolle in den Filmen spielen. Die Schenke ist voll eingerichtet und man kann sie besuchen (man bekommt sogar ein spezielles Getraenk aus dem Film serviert), waehrend die Hobbit-Haeuschen meist nur aus der Fassade bestehen. Alles was im Film drinnen passiert wurde im Studio aufgenommen. Die Fuehrerin der Gruppe erzaehlt interessante Stories aus den Filmszenen und den Aufnahmetagen und der ganze Rundgang durch das Filmset ist kurzweilig. Man sollte schon die Filme gesehen haben um voll auf die Rechnung zu kommen, aber wie gesagt: alleine die Landschaft ist den Besuch wert.
Was angenehm auffaellt: hier wird nichts uebertrieben vermarktet, es laufen keine verkleideten Hobbits herum und man sieht keinen Zauberer Gandalf mit seinem grauen Mantel und dem unverwechselbaren Hut. Es wird auch kein Fastfood oder Souvenier-Klimbim angeboten. Wer will, kann Andenken nach der Rueckkehr im Eintrittsbereich kaufen, aber direkt im Hobbit-Dorf truebt nichts den Eindruck, in der Fantasiewelt von Tolkien zu sein. Man stelle sich vor, was Las Vegas aus dieser Anlage gemacht haette.
Wir sind also positiv ueberrascht von diesem Ausflug, man kann einen Besuch in Hobbinton also jedem empfehlen, der nach Neuseeland kommt. Danach fahren wir weiter nach Rotorua, wo wir im „Regent of Rotorua“ Boutique Hotel absteigen. Ehre, wem Ehre gebuehrt. Fuer ein Bad im warmen Pool ist es zu spaet und eigentlich auch zu kalt, denn irgendwann muss man ja auch wieder raus (es hat etwa fuenfzehn Grad und regnet leicht), also begeben wir uns zur Ruhe. Morgen haben wir viel vor.
Das Land der Maori. Uebersetzt: „Das Land der langen weissen Wolke“. Bezeichnet wahrscheinlich den ersten Eindruck der Einwanderer, als sie mit ihren Kanus nach Neuseeland kamen. Wir sind hier Gaeste, und als solche passen wir uns natuerlich den hiesigen Sitten und Gebrauechen an. Den Rezeptionisten habe ich schon mit einem landesueblichen Nasenreiber begruesst. Der wollte mir gleich eine runterhauen. War wohl kein Maori.
Nichts desto Trotz, ich begruesse den neuen Morgen auf unserer Terrasse mit einem zuenftigen Hakka. Moegen mir die Ahnen waehrend des heutigen Tages gewogen sein. Und damit alles stimmt, hat der clevere Norbert auch einen Maori-Namen angenommen: Ihuteraroa heisst er waehrend seines Neuseeland-Aufenthaltes. Das passt („Der mit der langen weissen Nase“). You Song wird hier Tauaruru heissen („Alte Eule“).
Heute steht Relaxen auf dem Programm. Was sollte man auch anderes an einem so schoenen Ort tun? Die Batterien werden aufgeladen (auch im woertlichen Sinn) und wir schauen mal, was wir in den naechsten Tagen noch unternehmen koennen. Die Zeit ist zu kurz um auch noch die neuseelaendische Suedinsel besuchen zu koennen, also werden wir ein wenig herumfahren und Land und Leute anschauen. Hobbiton waere ein Muss fuer Herr der Ringe Fans, das Movie Set wo die Haeuser der Hobbits in den Filmen aufgebaut wurden. Eine Fahrt mit dem Jetboat auf einem Fluss waere auch nicht schlecht, obwohl Tauaruru davon nicht so begeistert ist. Ansonsten gibt es genug Natur zu entdecken und wir freuen uns schon darauf.
Oder allgemein verstaendlich: Willkommen. Neuseeland begruesst uns mit wechselhaftem Wetter und der komplettesten Zollprozedur ever. So viele Leute sind eigentlich gar nicht angekommen, dennoch stauen sich die Einreisenden in mehreren Schlangen. Und das ist nur die Zoll-Vorkontrolle nach der Passkontrolle. Dort hatten wir schon unser erstes Screening, weil unsere Paesse sich nicht scannen liessen. Das hatte uns schon beim Einchecken in Sydney Nerven gekostet, weil erst umstaendlich herumtelefoniert werden musste, ob ich ich bin und You Song You Song. Jetzt befragt mich eine nicht unfreundliche Beamtin nach den Eckpunkten meines Lebens. Dass ich inzwischen aussehe wie ein baertiger Althippie hat meinen Vertrauensindex bei der Einreise sicherlich gleich um etliche Punkte gesenkt.
Gottseidank steht You Song neben mir und bessert den Index wieder auf. Dass in unseren Reisepaessen „Doktor“ steht macht auch Einiges wieder gut und so werden wir schliesslich abgestempelt und durchgewunken. Jetzt stehen wir beim Vorzoellner und werden wiederum kritisch beaeugt. Allerdings hat er gerade den vor uns Ankommenden zerlegt und ihn alle Koffer aufmachen lassen, also sind die Stichproben (jeder Zehnte wird gefilzt) erledigt und wir haben Glueck. Ich darf noch ein paar Dinge auf den Zollzetteln ergaenzen, die wir uebersehen haben, dann geht’s weiter zur Roentgenstation. Unsere Riesentaschen wandern aber anstandslos durch den Scanner und schon sind wir in der Ankunftshalle. Nein, noch nicht, denn vorher kommt noch der Schnueffelhund vorbei und sucht nach Drogen. Der restliche Benzingestank aus den Reservekanistern in unserer Motorrad-Tasche scheint ihm aber nichts auszumachen und endlich sind wir in Neuseeland.
Der clevere Norbert hat im Voraus einen billigen Mietwagen bestellt, den wollen wir jetzt abholen. Gleich neben dem Ausgang gibt es jede Menge Bueros namhafter Autoverleihfirmen, unsere ist aber nicht dabei. Kein Problem, wir haben den Voucher ausgedruckt, wo die Abholadresse fuer das Auto drauf steht. Ein Blick auf Google Maps – gottseidank gibt es im Flughafen gratis-Internet – und wir sehen: das ist kaum fuenf Kilometer entfernt. Kein Problem, vor der Tuer stehen jede Menge Taxis.
Der erste Fahrer verlangt gleich einmal fuenfzig Dollar. Kommt mir viel vor, fuer nicht mal fuenf Kilometer und das sage ich ihm auch, denn in Sydney wurden wir bei der Ankunft aehnlich abgezockt. Daraufhin spricht er nicht mehr mit mir. Der naechste sagt, er kennt die Adresse nicht und laesst uns einfach stehen. Der dritte ignoriert uns gleich von vornherein. Es hat sich anscheinend schon herumgesprochen, dass hier keine lange Fuhre zu machen ist. Wir stehen noch etwa zehn Minuten lang herum, aber kein Taxifahrer erbarmt sich unser.
You Song draengt mich, einfach zu einem anderen Mietwagenschalter zu gehen und dort zu fragen wie wir zu unserem Auto kommen. Ich will nicht so recht, denn da schaue ich ziemlich bloed aus, wenn ich am Hertz-Schalter nach der AutoUnion frage. Schliesslich gebe ich – wie immer – nach und siehe da, die zwei Hertz-Leute sind ausgesprochen freundlich. Sie suchen im Internet nach der Telefonnummer unseres Autovermieters. Auf meinem Voucher ist ja nur die deutsche Vermittlung drauf und da meldet sich selbstverstaendlich Kollege Roboter wenn ich dort anrufe. Wenn ich mit dem zu sprechen anfange kann ich gleich ein neues Auto bei Hertz mieten denn die Telefongebuehren fuer das Gespraech mit dem Roboterfritzen waeren aehnlich hoch und wuerden ausserdem auch kein Ergebnis bringen.
Der Hertz-Mensch ruft also unseren Autovermieter an und bekommt die Antwort, mich kennt er nicht. Das macht mich etwas perplex, denn ich habe den Voucher mit der Bestellnummer in der Hand. Beim zweiten Anruf kennt er mich dann doch und wir bekommen die Anweisung, zum Abholpunkt fuer die Mietwagenshuttles zu gehen. Gesagt, getan, dann sitzen wir auf einer kleinen Bank neben unserem Haufen Gepaeck und schauen neidvoll auf viele andere Reisende, die nach und nach von Shuttles abgeholt werden. Uns will keiner. Schliesslich springe ich jedem ankommenden Shuttle-Chauffeur vor die Raeder und frage ihn, ob er von der AutoUnion kommt. Nachdem ich wiederholt die Antwort bekommen habe, von der AutoUnion hat noch niemand gehoert, verzweifle ich schoen langsam.
Auf unserem Voucher steht, das Mietbuero schliesst um 17 Uhr. Jetzt ist es dreiviertel fuenf. Das wird nix mehr, sage ich zu You Song und bereite mich seelisch darauf vor, bei Hertz ein anderes Auto zu mieten. Inzwischen haben wir naemlich schon per Handy fuer heute Abend ein Hotelzimmer reserviert und das ist etwa sechzig Kilometer entfernt. Ohne Mietwagen geht da nichts. Doch Wunder geschehen und es naht ein Kleinbus, der Fahrer steigt aus und fragt „AutoUnion?“ Schluchzend fallen wir ihm um den Hals und er kann sich kaum unserer Kuesse erwehren. Flugs sind wir im feudalen Buero der AutoUnion (ein Blechcontainer im Nirgendwo) und besteigen unseren wunderschoenen winzigen roten Toyota Irgendwas. Unser Gepaeck passt gerade so irgendwie in den Kleinwagen, schnell noch auf der richtigen Seite eingestiegen (hier ist Linksverkehr und daher das Lenkrad auf der rechten Seite) und los geht’s.
Die ersten zwanzig Mal betaetige ich den Scheibenwischer beim Abbiegen statt dem Blinker (der ist naemlich auch verkehrt montiert), dann tauschen meine rechte und die linke Gehirnhaelfte Platz und ich fahre wie ein echter Kiwi. Allerdings weiss ich nicht, wohin, denn mein Navi kennt die Adresse unseres Hotels nicht. Der clevere Norbert hat aber noch zwei Navigiations-Apps auf dem Handy, die auch dann funktionieren, wenn kein Internet da ist. Leider hat der clevere Norbert vergessen, die Neuseeland-Landkarten rechtzeitig runterzuladen. Naemlich dann, wenn es eine Internetverbindung gibt. Der clevere Norbert schaltet daraufhin den Pfadfinder-Modus ein und kombiniert. Auf dem Garmin Navi findet er einen Ort, der so heisst wie die Strasse, auf der das Hotel liegt. Da fahren wir hin. Und kaum zu glauben, knapp bevor wir dort ankommen gibt es einen Wegweiser: Castaway Resort, sechs Kilometer.
Da sind wir jetzt und es ist fantastisch. Ein Resort direkt an der Kueste mit einzelnen Villen auf den Huegeln. Riesige Zimmer, komplett eingerichtet, mit Terrasse und Blick auf den stuermischen Pazifik. Gerade waren wir Abendessen und sind uns sicher: da bleiben wir morgen auch noch.
Zwei Monate Australien. Sechs Wochen mit dem Motorrad unterwegs, etwas mehr als zehntausend Kilometer gefahren. Der fuenfte Kontinent stand lange auf unserer To do-Liste. Jetzt sortieren wir unsere Erinnerungen.
Australien – Land und Leute
Gesamteindruck: Australien ist riesengross. Kein Wunder, von Nord nach Sued und von Ost nach West sind es fast viertausend Kilometer, Australien hat drei Zeitzonen. Obwohl wir im Grossen und Ganzen unseren Zeitplan eingehalten haben, dauert es doch sehr lange von einem Ort zum anderen. Der Eindruck wird noch verstaerkt durch die langen Strecken im Outback, wo man viele Kilometer buchstaeblich durch das Nichts faehrt. Dabei fasziniert auch dieses „Nichts“, das natuerlich fuer sich interessant und vielfaeltig ist. Die Landschaft im Outback, die fantastischen Straende an der Ostkueste, die Gegenden mit Regenwald und auch die Grossstaedte, es ist schwer zu entscheiden, was beeindruckender ist.
Die Australier sind so, wie man hoert: entspannt und locker, sehr freundlich und entgegenkommend. Wir haben in zwei Monaten kein grimmiges Gesicht gesehen, im Gegensatz zu Wien, wo man nur in die U-Bahn einsteigen braucht und der Grant schaut einem aus vielen Augen entgegen.
Die Highlights
Bei uns beiden ist die Nummer eins: Uluru oder Ayers Rock, wie der andere Name lautet. Dieser Felsen und die umgebende Landschaft bleibt einem in Erinnerung, wie der Grand Canyon, der Pamir Highway oder die Mongolei.
Dann die Straende. Immer wieder staunten wir ueber die vielen kilometerlangen Sandstraende, wo keine Liegestuehle mit Sonnenschirmen stehen und kein Eis- oder Getraenkeverkaeufer herumlaeuft. Natur pur ohne Eintrittsgelder. Fast nicht vorstellbar in Europa.
Die Tierwelt. Es ist ein Klischee, aber wenn man die ersten Kaengurus in freier Wildbahn sieht ist das ein besonderer Moment. Wilde Kakadus fliegen ueberall herum und machen einen Hoellenlaerm, Voegel, die man bei uns hoechstens im Tiegrarten sieht spazieren ueber die Wiesen oder sitzen auf den Baeumen. Und ja – Koalas sind einfach putzig, auch wenn wir sie nur in der geschuetzten Umgebung eines Koala Sanctuary gesehen haben.
Was bleibt?
Zuerst einmal die Genugtuung etwas geschafft zu haben, was wir uns schon lange vorgenommen hatten. Zwei Monate Motorrad fahren durch Australien sind auch zwei Monate gemeinsamen Abenteuers von You Song und mir. Nach fast fuenfzig Jahren sind wir immer noch gerne zusammen und gehen uns nicht auf die Nerven. Es braucht schon eine besondere Partnerin, die sechs Wochen lang auf dem Ruecksitz eines Motorrads hockt und ohne zu murren durch Sturm, Regen und Sonnenhitze mitfaehrt. Ich bin dankbar und gluecklich, eine solche Partnerin zu haben. Es sind diese Tage und Wochen, die das Leben lebenswert machen und das Buch der Erinnerungen fuellen, in dem man dann in spaeteren Jahren zufrieden blaettert.
Weemulee, die schlaue australische Eule und Schokomaul Dundee verabschieden sich hiermit. Wir hoffen, unsere Reiseberichte haben euch gefallen und ihr konntet ein bisschen mit uns mitfiebern. Vielleicht sehen wir uns ja auch mal nach unserer Rueckkehr in Wien, wo wir sicher den einen oder anderen Lichtbildabend fuer Interessenten (was fuer ein altmodisches Wort!) mit Bild und Ton abhalten werden. Und ja – ein Reisebuch mit vielen Fotos ist auch wieder in Vorbereitung. Das dauert aber noch ein Weilchen.
War’s das?
Natuerlich nicht. Weiter geht’s mit unserer Reise in Neuseeland, dem Land der langen weissen Wolke – Aotearoa. Dranbleiben und staunen.
Der Thailaender war keine so gute Idee. Am naechsten Tag zeigt mir mein Darm den Stinkefinger und laesst mich wissen, wer in unserer Beziehung die Hosen anhat. Ich jedenfalls nicht, denn ich sitze wieder zirka alle zehn Minuten auf dem Klo. Es hilft alles nichts, Weemulee packt die Chemokeule aus und fuettert mich mit allen moeglichen Pillen, Saeften und Tabletten. Mit ist inzwischen alles egal. Obwohl ich mich eigentlich recht gut fuehle, denke ich nur daran, wie ich am naechsten Tag moeglichst schnell vom Motorrad in die Buesche komme.
Strenges Fasten ist angesagt, denn wir werden den Darm schon aushungern, den Teufel. Und wirklich, in der Nacht ruhe ich entspannt, ohne Klobesuch und am Morgen packen wir zusammen und fahren los. Die letzten Etappen an der Ostkueste nach Sydney sind unspektakulaer. Fallweise fahren wir durch Regenwolken aber grossteils haelt der Himmel dicht. Mein Darm tut dasselbe und so rollen wir entlang der A1 nach Belmont, kurz hinter Newcastle. Wieder finden wir ein schoenes Motel mit Blick auf einen See und die Chemiekeule wirkt weiterhin. Mein Darm ist beleidigt und ruehrt sich nicht.
Noch eine Nacht liegt vor uns, bevor wir unsere BMW zurueckgeben und die verbringen wir bereits in Sydney, aber im Norden, im Ibis Hotel beim Macquarie-Park. Am naechsten Morgen geht es dann zum Travellodge Hotel beim Flughafen, wo wir schon bei unserer Ankunft vor fast zwei Monaten einige Tage verbracht haben. Wir checken ein und dann ist es soweit: noch einmal starte ich die BMW – diesmal ohne Gepaeck – und wir machen uns auf den Weg nach Seven Hills, wo wir uns von unserer treuen Reisegefaehrtin verabschieden muessen. Etwas mehr als zehntausend Kilometer sind wir gefahren und es gab absolut keine Probleme. Zweimal mahnte die BMW etwas Luft fuer den Hinterreifen ein und einmal fuellte ich ein Stamperl Motoroel nach. Die Reifen sind ziemlich am Ende, aber ich bin dankbar, dass wir nicht eine einzige Reifenpanne hatten. Als Reisemotorrad ist die BMW 1250 GS ein optimales Gefaehrt.
Jetzt sitzen wir im Hotel und ueberlegen, wie wir unseren Haufen Gepaeck am besten fuer die naechste Etappe nach Neuseeland einteilen. Die Motorradsachen brauchen wir nicht mehr, die wollen wir per Post nach Hause schicken. Wir stopfen also alles in die Riesentasche von Louis und machen uns mit dem Taxi auf den Weg zum naechsten Postamt. Dort angekommen stellen wir fest dass die Tasche fuenf Kilo zu schwer ist. Die Post nimmt nur Pakete bis zwanzig Kilo. Wir muessten also noch ein Fuenf-Kilo-Paket machen, aber die Gesamtkosten fuer den Versand per Luftpost – Seefracht gibt’s nicht – waeren ueber vierhundertfuenfzig Dollar. Das macht keinen Sinn, und so schleppen wir die Riesentasche wieder per Taxi zurueck ins Hotel. Schliesslich entdeckt der schlaue Schokomaul Dundee per App, dass man das Gesamtgewicht der Gepaeckstuecke bei der Fluglinie erhoehen kann. Flugs getan und schon haben wir zwei Gepackstuecke mit 25 und 30 Kilogramm um wohlfeile 68 Dollar Aufpreis. Jetzt muessen wir nur noch unser ganzes Zeug in zwei Taschen unterkriegen. Ob wir das schaffen, das lest ihr in der naechsten Folge.