Oder allgemein verstaendlich: Willkommen. Neuseeland begruesst uns mit wechselhaftem Wetter und der komplettesten Zollprozedur ever. So viele Leute sind eigentlich gar nicht angekommen, dennoch stauen sich die Einreisenden in mehreren Schlangen. Und das ist nur die Zoll-Vorkontrolle nach der Passkontrolle. Dort hatten wir schon unser erstes Screening, weil unsere Paesse sich nicht scannen liessen. Das hatte uns schon beim Einchecken in Sydney Nerven gekostet, weil erst umstaendlich herumtelefoniert werden musste, ob ich ich bin und You Song You Song. Jetzt befragt mich eine nicht unfreundliche Beamtin nach den Eckpunkten meines Lebens. Dass ich inzwischen aussehe wie ein baertiger Althippie hat meinen Vertrauensindex bei der Einreise sicherlich gleich um etliche Punkte gesenkt.
Gottseidank steht You Song neben mir und bessert den Index wieder auf. Dass in unseren Reisepaessen „Doktor“ steht macht auch Einiges wieder gut und so werden wir schliesslich abgestempelt und durchgewunken. Jetzt stehen wir beim Vorzoellner und werden wiederum kritisch beaeugt. Allerdings hat er gerade den vor uns Ankommenden zerlegt und ihn alle Koffer aufmachen lassen, also sind die Stichproben (jeder Zehnte wird gefilzt) erledigt und wir haben Glueck. Ich darf noch ein paar Dinge auf den Zollzetteln ergaenzen, die wir uebersehen haben, dann geht’s weiter zur Roentgenstation. Unsere Riesentaschen wandern aber anstandslos durch den Scanner und schon sind wir in der Ankunftshalle. Nein, noch nicht, denn vorher kommt noch der Schnueffelhund vorbei und sucht nach Drogen. Der restliche Benzingestank aus den Reservekanistern in unserer Motorrad-Tasche scheint ihm aber nichts auszumachen und endlich sind wir in Neuseeland.
Der clevere Norbert hat im Voraus einen billigen Mietwagen bestellt, den wollen wir jetzt abholen. Gleich neben dem Ausgang gibt es jede Menge Bueros namhafter Autoverleihfirmen, unsere ist aber nicht dabei. Kein Problem, wir haben den Voucher ausgedruckt, wo die Abholadresse fuer das Auto drauf steht. Ein Blick auf Google Maps – gottseidank gibt es im Flughafen gratis-Internet – und wir sehen: das ist kaum fuenf Kilometer entfernt. Kein Problem, vor der Tuer stehen jede Menge Taxis.
Der erste Fahrer verlangt gleich einmal fuenfzig Dollar. Kommt mir viel vor, fuer nicht mal fuenf Kilometer und das sage ich ihm auch, denn in Sydney wurden wir bei der Ankunft aehnlich abgezockt. Daraufhin spricht er nicht mehr mit mir. Der naechste sagt, er kennt die Adresse nicht und laesst uns einfach stehen. Der dritte ignoriert uns gleich von vornherein. Es hat sich anscheinend schon herumgesprochen, dass hier keine lange Fuhre zu machen ist. Wir stehen noch etwa zehn Minuten lang herum, aber kein Taxifahrer erbarmt sich unser.
You Song draengt mich, einfach zu einem anderen Mietwagenschalter zu gehen und dort zu fragen wie wir zu unserem Auto kommen. Ich will nicht so recht, denn da schaue ich ziemlich bloed aus, wenn ich am Hertz-Schalter nach der AutoUnion frage. Schliesslich gebe ich – wie immer – nach und siehe da, die zwei Hertz-Leute sind ausgesprochen freundlich. Sie suchen im Internet nach der Telefonnummer unseres Autovermieters. Auf meinem Voucher ist ja nur die deutsche Vermittlung drauf und da meldet sich selbstverstaendlich Kollege Roboter wenn ich dort anrufe. Wenn ich mit dem zu sprechen anfange kann ich gleich ein neues Auto bei Hertz mieten denn die Telefongebuehren fuer das Gespraech mit dem Roboterfritzen waeren aehnlich hoch und wuerden ausserdem auch kein Ergebnis bringen.
Der Hertz-Mensch ruft also unseren Autovermieter an und bekommt die Antwort, mich kennt er nicht. Das macht mich etwas perplex, denn ich habe den Voucher mit der Bestellnummer in der Hand. Beim zweiten Anruf kennt er mich dann doch und wir bekommen die Anweisung, zum Abholpunkt fuer die Mietwagenshuttles zu gehen. Gesagt, getan, dann sitzen wir auf einer kleinen Bank neben unserem Haufen Gepaeck und schauen neidvoll auf viele andere Reisende, die nach und nach von Shuttles abgeholt werden. Uns will keiner. Schliesslich springe ich jedem ankommenden Shuttle-Chauffeur vor die Raeder und frage ihn, ob er von der AutoUnion kommt. Nachdem ich wiederholt die Antwort bekommen habe, von der AutoUnion hat noch niemand gehoert, verzweifle ich schoen langsam.
Auf unserem Voucher steht, das Mietbuero schliesst um 17 Uhr. Jetzt ist es dreiviertel fuenf. Das wird nix mehr, sage ich zu You Song und bereite mich seelisch darauf vor, bei Hertz ein anderes Auto zu mieten. Inzwischen haben wir naemlich schon per Handy fuer heute Abend ein Hotelzimmer reserviert und das ist etwa sechzig Kilometer entfernt. Ohne Mietwagen geht da nichts. Doch Wunder geschehen und es naht ein Kleinbus, der Fahrer steigt aus und fragt „AutoUnion?“ Schluchzend fallen wir ihm um den Hals und er kann sich kaum unserer Kuesse erwehren. Flugs sind wir im feudalen Buero der AutoUnion (ein Blechcontainer im Nirgendwo) und besteigen unseren wunderschoenen winzigen roten Toyota Irgendwas. Unser Gepaeck passt gerade so irgendwie in den Kleinwagen, schnell noch auf der richtigen Seite eingestiegen (hier ist Linksverkehr und daher das Lenkrad auf der rechten Seite) und los geht’s.
Die ersten zwanzig Mal betaetige ich den Scheibenwischer beim Abbiegen statt dem Blinker (der ist naemlich auch verkehrt montiert), dann tauschen meine rechte und die linke Gehirnhaelfte Platz und ich fahre wie ein echter Kiwi. Allerdings weiss ich nicht, wohin, denn mein Navi kennt die Adresse unseres Hotels nicht. Der clevere Norbert hat aber noch zwei Navigiations-Apps auf dem Handy, die auch dann funktionieren, wenn kein Internet da ist. Leider hat der clevere Norbert vergessen, die Neuseeland-Landkarten rechtzeitig runterzuladen. Naemlich dann, wenn es eine Internetverbindung gibt. Der clevere Norbert schaltet daraufhin den Pfadfinder-Modus ein und kombiniert. Auf dem Garmin Navi findet er einen Ort, der so heisst wie die Strasse, auf der das Hotel liegt. Da fahren wir hin. Und kaum zu glauben, knapp bevor wir dort ankommen gibt es einen Wegweiser: Castaway Resort, sechs Kilometer.
Da sind wir jetzt und es ist fantastisch. Ein Resort direkt an der Kueste mit einzelnen Villen auf den Huegeln. Riesige Zimmer, komplett eingerichtet, mit Terrasse und Blick auf den stuermischen Pazifik. Gerade waren wir Abendessen und sind uns sicher: da bleiben wir morgen auch noch.