Bairnsdale

Auf dem Weg nach Melbourne musste ich endlich klein beigeben. You Song hat mir eine Hose gekauft. Immerhin hab ich mich auch ein wenig durchgesetzt: es ist keine Motorrad-Lederhose sondern eine ganz ordinaere Blue Jean. Und: oh Wunder! Sie passt auf Anhieb wie angegossen. Die Australier sind anscheinend alles richtige Maenner und das schlaegt sich auch in den Konfektionsgroessen nieder. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Anscheinend hat die Motorrad-Diaet wieder gewirkt: Ein paar Kekse zum Fruestueck und eine karge Mahlzeit wenn wir tagsueber unterwegs sind. Am Abend bin ich sowieso zu muede zum Futtern.

Und die Verlustliste ist auch wieder ein Stueck laenger geworden: heute habe ich meinen rechten Handschuh verloren. Bei einem kurzen Halt mit dem Motorrad habe ich ihn ausgezogen um etwas am Handy nachzuschauen, dann bin ich einfach weitergefahren. Nach einem Kilometer hab ich schon gemerkt dass die rechte Pfote friert und wir sind zurueckgefahren. War nicht mehr zu finden. Jetzt habe ich zwei neue von Harley Davidson. Passen zwar nicht zur BMW, aber der Pfote ist’s egal. Hauptsache die Gashand friert nicht ein.

Ach ja: den Tempostat auf der BMW hab ich heute auch entdeckt. Hat schon was, wenn man nicht stundenlang verkrampft den Gasgriff halten muss. Auf der heutigen Etappe nach Melbourne gab’s ja viel Autobahnaehnliches mit Geschwindigkeitslimit 110 km/h. Wie man bei der Tankstelle Luft in die Reifen pumpt hab ich auch gelernt. Man muss vorher am Automaten den gewuenschten Druck einstellen und dann den Luftschlauch an das Reifenventil klemmen. Sobald der Druck passt bimmelt der Automat und man ist fertig. Volldillos koennne natuerlich immer noch den falschen Reifendruck am Automaten einstellen, obwohl dort eine Liste mit den gaengigen Reifendruecken fuer alle moeglichen Fahrzeuge haengt.

Heute Nachmittag sind wir also in Melbourne angekommen. Erster Eindruck: sehr schoene Stadt. Olympia-Stadion mit verschiedenen Sportstaetten mitten in Melbourne, geschaeftige City mit Wolkenkratzern und ein Fluss, der sich mitten durch Melbourne schlingelt. Morgen schauen wir uns das genauer an, wir bleiben ja zwei Naechte. Und morgen moechte ich auch ein neues Navi kaufen: wird wohl wieder ein Garmin werden.

Highway Carnage

Heute haben wir unser erstes australisches Wombat gesehen. Es lag am Strassenrand und streckte alle vier Pfoten in die Luft. Kurz danach schon das naechste auf der anderen Seite. Aber das war schon etwas abgelegen. Kraehen-Brunch. Seitdem folgten noch etliche, manche roch man schon bevor man sie sah.

Seit drei Tagen fahren wir auf dem Princes Highway Richtung Melbourne. Das entspricht eher einer Bundesstrasse in Oesterreich, also meist zweispurig mit Ueberholspuren alle paar Kilometer. An den Linksverkehr gewoehnt man sich schnell – oder man endet wie das Wombat. Eigentlich sind wir ja noch im dicht bewohnten Teil Australiens, aber die Landschaft ist schon gewaltig. Entweder Farmen mit Rindern oder Schafen und riesigen Landsitzen oder endloser Wald. Wenn Wald, dann aber richtig: nirgendwo irgendwas Menschliches auf dutzende Kilometer zu sehen, nur die Strasse.

Unser Motorrad hat leider nicht den grossen Adventure-Tank mit 32 Litern sondern nur den normalen mit zirka zwanzig. Das reicht zwar immer noch fuer fast vierhundert Kilometer, aber heute haette ich mich fast verschaetzt. Bei der einen Tankstelle fuhr ich locker vorbei, weil wir sind ja noch in der Zivilisation und da wird schon noch eine andere kommen. Kommt auch, aber erst nach fast hundert Kilometern Buschwald. Wir hatten noch 17 Kilometer Reichweite auf der Reserveanzeige als wir endlich zur naechsten Zapfsaeule rollten und die zwei Reserveflaschen waren auch noch nicht gefuellt, weil – Zivilisation und so. Das war schon knapp.

Jetzt ist aber alles ok, wir sitzen im Hotel und morgen geht’s nach Melbourne. Dort wollen wir zwei Naechte bleiben, weil unsere Ausruestung beginnt schon sich aufzuloesen. Meine Regenjacke verliert die Dichtungsnaehte, beim rechten Stiefel loest sich eine Gummilasche, das Navi hat den Gumminippel fuer den Einschaltknopf verloren und spinnt auch so hie und da und You Song hoert nicht auf mir mitzuteilen, dass ich eine Lederhose brauche. Da bin ich zwar anderer Meinung, aber es hat jetzt seit Tagen so ca. 13 Grad beim Fahren und wir haben inzwischen fast alles an was wir mithaben. Ich hab drei Hosen uebereinander an, aber You Song schlaegt mich muehelos mit neun Schichten Kleidung am Oberteil und sechs Hosen unten. Einen Videobeweis beim Anziehen gibt es auch dafuer.

Der Beweis: wir sind in Australien, nicht in Austria.

Und noch was: heute frueh sahen wir endlich unsere ersten Kangaroos! Die kamen ganz einfach auf den Campingplatz, wo wir in einem Container uebernachteten. Jetzt koennen wir ja eigentlich heimfahren, oder? Na, nicht ganz, da gibt es schon noch eine Menge anderer Dinge, nicht zuletzt den Ayers Rock bzw. Uluru bei Alice Springs, die grandiose Landschaft des Outbacks und die beruehmte Goldkueste im Osten. Noch sind ja erst ein paar Tage um, wir haben noch genug Zeit.

Australischer Winter

Mit allem haben wir gerechnet. Wueste, Wasserknappheit, Uberschwemmungen, Trockenheit. Heute morgen hat es zwei Grad und es regnet. Wir sind gerade dabei ales anzuziehen was wir mithaben und hocken in unserem Zimmer in Katoomba. Laut dem Wetterbericht von You Songs Handy sollte es ab neun Uhr fuer zwei Stunden regnen. Der Wetterbericht luegt. Es ist halb acht und es schuettet schon. Mal sehen wie es weitergeht.

Der erste Tag

Gentlemen, start your engines. Zuvor aber kommt das Aufladen. Aus unserer Seidenstrassenreise vor einigen Jahren haben wir ja gelernt: weniger ist mehr. Also weniger Gepaeck, nicht weniger Benzin. Deshalb schleppten wir auch eine volle Reisetasche zum Motorradvermieter, als wir die BMW abholten und behielten die zwei Reserveflaschen Benzin. Die Tasche bleibt dort bis wir wieder zurueck sind. Jetzt haben wir nur noch zwei wasserdichte Seesaecke und zwei kleine Army-Rucksaecke. Und die Tasche mit den Toiletteartikeln. Und die mit der Drohne und dem Videozubehoer. Und unser Regenzeug. Das war’s. Ach ja, das Werkzeug und die Ersatzschuhe. Jetzt aber.

Kleiner Nachtrag fuer die Schwurblergemeinde: hier in Sydney ist in allen oeffentlichen Verkehrsmitteln Maskenpflicht. Haelt sich nur keiner dran. Schwurblerheaven.

Ich wusste es immer: die BMW schluckt das alles. Und voila: nach kaum einer Stunde war es geschafft:

Before
After

Und nein, You Song ist nicht im Sack verstaut. Sie kann bequem zwischen den beiden wasserdichten Seesaecken sitzen. Schon kurz nach den ersten Kilometern mit der BMW bemerkte ich aber Seltsames. Beim Anfahren ruckte die Kupplung manchmal, sodass die Kiste zuerst nicht losfuhr und dann einen Satz machte. Ich bekam zwar bewundernde Blicke fuer meine Wheelies, aber mein Anspannungslevel kletterte auf hundert.

Am naechsten Tag kam ich dann drauf: das Motorrad hat eine automatische Bremse beim Stehenbleiben. Ein kurzer Druck auf den Hand- oder Fussbremshebel, die Bremse macht auf und man kann butterweich anfahren. Verdammte Elektronik!

Am ersten Tag fuhren wir nach Katoomba in den Blue Mountains. Klingt sehr australisch. Die Blue Mountains sind nur etwa hundert Kilometer von Sydney entfernt, also zirka zwei Stunden langsame Fahrt. Wir starteten bei achtzehn Grad Temperatur, kein Problem. Jetzt sitzen wir auf tausend Metern Seehoehe und es ist schweinekalt. Morgen ist auch noch Sauwetter angesagt. Toll.

Es musste sein

Tag vier in Sydney. Opera House – abgehakt. Bondi Beach – abgehakt. Stadtrundfahrt – abgehakt. Was also fehlt noch? Richtig: eine Golfrunde im St. Michael’s Golf Club bei Little Bay. Was sonst?

St. Michaels Golf Club Sydney

Um dahin zu kommen mussten wir uns der Willkuehr der Buschauffeure Sydneys ueberantworten. Die fahren naemlich ausnahmslos wie die Rennfahrer. Wer nach dem Einsteigen nicht gleich auf einem Sessel sitzt fuehlt sich wie auf dem Tagalog im Wurstelprater. Welche Buslinie dorthin fuehrt laesst sich mit Maps.me am Handy leicht feststellen. Wo genau man umsteigen muss weniger. „Frag den Busfahrer“ war der Tip von You Song. Ich haette es mir sparen koennen. Ich hab kein Wort seiner Antwort verstanden. Australisches Englisch ist anders. Kein Wunder, wenn man von Haeftlingen aus dem 17. Jahrhundert abstammt. Der Haefn-Slang muss sich ja irgendwo fortgepflanzt haben.

Ich bedankte mich trotzdem freundlich und wir sassen halt einfach im Bus bis es hiess „Last stop“. Das hab ich verstanden. Und da war auch schon der Anschlussbus der Nummer 392. Inzwischen hab ich die Live-Funktion auf Maps.me gefunden und unser Positionspfeil wanderte brav Richtung Golfclub. Als ich der Meinung war, naeher geht’s nicht, stiegen wir aus. Und richtig: nach kaum zehn Minuten Fussmarsch waren wir da. Da war es auch schon egal, dass es inzwischen wie aus Kuebeln schuettete. Wir fuhren mit dem Golf Cart los und nach vier Loechern hoerte es tatsaechlich auf zu regnen. Bis zum Ende der Runde nach etwa viereinhalb Stunden waren wir dann auch wieder einigermassen trocken.

Dank meinem Handy und seiner GPS-Funktion fanden wir tatsaechlich auch wieder zur Busstation und in unser Hotel. Vorher goennten wir uns noch ein opulentes Abendessen beim Italiener. War nicht billig aber hat sich gelohnt.

Heute am naechsten Tag) haben wir uebrigens unser Motorrad geholt. Jetzt wird eingepackt und morgen fahren wir dann in die Blue Mountains.

Sydney

Sydney Opera House

Seit drei Tagen sind wir in Sydney. Vorausgeschickt: es ist eine tolle Stadt. Momentan ist gerade Fruehlingsbeginn, d.h. Tagestemperaturen so zwischen 17 und 21 Grad. Gerade richtig nach den Hitzetagen in Seoul, obwohl es auch dort letzte Woche schon richtig schoenes Herbstwetter gab. Kuehle Abende und sonnige, aber nicht heisse Tage.

Unsere gemietete BMW 1250 bekommen wir erst am 1. September. Heute sind wir aber hingefahren und haben das Geraet angeschaut. Vollausstattung, ein fetter Brummer. Hat halt einige Entwicklungsgenerationen mehr auf dem Buckel als meine GS 1150 Adventure in Wien. Bin schon gespannt, wie sie faehrt.

Hingefahren sind wir ueberigens mit der U-Bahn – die in den Randbezirken Sydneys aber oberirdisch verkehrt. Hier haben die U-Bahn Zuege Doppelstockwaggons, was zur Folge hat, dass man fast immer einen Sitzplatz bekommt. Die Ruecklehnen der Sitzbaenke kann man uebrigens mit einem Handgriff auf die andere Seite schieben, womit man immer in Fahrtrichtung sitzen kann, wenn man das will. Prima Idee.

Die Fussgaengerampeln bei den Strassenuebergaengen haben eine sehr kurze Phase. Wer nicht lossprintet wie Nurmi kommt niemals rechtzeitig drueben an. Damit auch keiner das Startsignal verpasst, gibt die Ampel den Todesschrei eines australischen Emus, der gerade von einem Roadtrain ueberfahren wird von sich, sobald sie auf gruen schaltet. Als wir das zum ersten Mal gehoert haben sind wir so erschrocken dass wir fast die Gruenphase verpasst haetten. You Song kann den Schrei uebrigens taueschend echt nachmachen.

Bondi Beach

Eine Besonderheit von Sydney sind die Straende. Bondi Beach liegt gerade sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und ist eine Wucht. Kilometerlanger Sandstrand, eingesaeumt an beiden Enden von bizarren Klippen, Appartments, Restaurants und Geschaefte hinter dem Strand und an den Haengen der Bucht, Surfer in Neoprenanzuegen im Wasser. Noch besser hat mir aber der benachbarte Strand Tamarama Beach gefallen. Er liegt in der Nachbarbucht, ist nicht sehr gross aber wunderschoen. Auch hier viele Surfer im Wasser, aber die Straende sind nicht ueberlaufen, was wohl an der Jahreszeit liegt. Ueber einen Panoramaweg antlang der Klippen kann man von einem Strand zum anderen gehen und dabei immer neue Fotomotive entdecken.

Tamarama Beach

Morgen haben wir noch einen Tag um unser Gepaeck umzupacken und fuer die Motorradtour vorzubereiten. Wir haben natuerlich wieder zu viel mit und muessen ausmisten. Was wir nicht brauchen koennen wir aber beim Motorradvermieter lassen, der hat viel Platz in seiner grossen Garage.

Also: die Gashand juckt, der Schaltfuss zuckt und auch sonst ist alles bereit fuer den Beginn unserer Australien-Reise. Wir koennen es kaum erwarten.

Jetzt geht’s lohoos!

Nächste Woche ist Abflug. Zuhause gleicht es einem riesigen Sauhaufen, weil alles, was wir mitnehmen wollen sich auf verschiedenen Stellen auftürmt. Ein Haufen für Korea, wo wir zuerst hinfahren, einer für die Motorradsachen, die in eine eigene Tasche kommen, ein anderer für unsere Klamotten und Reiseutensilien, noch einer für das Elektronik- und Videozeug. Man glaubt nicht, wie viele Kabel, Stecker, Adapter, Batterien, Kameras, USB-Sticks, Computer, Festplatten und anderes Zeug man braucht.

Dabei hab ich mich ohnehin eingebremst. Ich nehme nur die Osmo Action, die Hero 7, die Osmo Pocket und die Insta 360 mit. Ach ja: und die DJI Spark. Diesmal will ich die Drohne unbedingt verwenden, auf der Mongolei-Tour kam sie dann ja nicht zum Einsatz. Brauche ich das alles? Das weiß ich nicht, aber besser ist es, Sachen dabei zu haben , die man nicht braucht, als umgekehrt. Dafür wird bei den Klamotten gespart. Nehme ich mir jedenfalls vor. Man wird sehen.

Während dem Aufenthalt in Korea ist alles fix durchgeplant. Wir sind ja mit einer Gruppe meiner Taekwondo-Studenten unterwegs und da müssen alle Hotels gebucht und die Reiseroute minutiös vorbereitet werden. Das mache ich aber nicht zum ersten Mal, ist also kein Problem. In Australien fahren wir dann mit einer gemieteten BMW GS 1250. Wie schon erwähnt, macht der Transport meiner eigenen BMW bei den ins Uferlose gestiegenen Frachtkosten keinen Sinn. Sechs Wochen sind veranschlagt, um von Sydney aus an der Küste entlang nach Adelaide und Port Augusta zu fahren, von dort dann auf dem Stuart Highway nach Alice Springs und auf dem Barkly Highway weiter Richtung Osten zur Ostküste. Dann geht’s rauf nach Cairns und wieder die Küste runter bis nach Brisbane und Sydney. Anschließend ist noch ein Abstecher nach Neuseeland geplant, bevor wir dann über Dubai wieder nach Hause fliegen.

Die E-Visa für Korea und Australien sind beantragt und größtenteils auch schon eingelangt, Corona-mäßig sollte auch alles klappen, wir sind viermal geimpft und nächste Woche folgt der finale PCR-Test 48 Stunden vor dem Abflug. In Korea gibt’s dann noch einen zur Draufgabe bei der Ankunft. Für Australien wird sich das alles dann nochmals wiederholen. Die Bürokratie ist derzeit schon erheblich. Aber die Alternative wäre: daheim bleiben – und das kommt nicht in Frage.

Der Tuttelbär bleibt zuhause

Geplant war, mit dem eigenen Motorrad durch Australien zu fahren. Ich bin es gewohnt zu fahren und obwohl es schon einige Jahre auf dem Buckel hat, macht es bisher keine Mucken. Der Transport per Schiff wurde mit etwa € 2.500.- kalkuliert (hin und zurück) und das war tragbar,

Jetzt schaut leider alles anders aus. Die Frachtkosten haben sich verdoppelt, dazu kommen Gebühren für die Transportkiste, die Fahrt nach Hamburg (von dort wird verschifft), die Lagerkosten für die Kiste in Sydney (wir brauchen sie ja auch wieder beim Rücktransport) und die umständliche Zollprozedur wenn wir in Australien einreisen. Da habe ich schon Horrorgeschichten gehört: die Aussies ließen auch schon mal zwei Tage putzen, bevor das Gerät sauber genug war um einreisen zu dürfen.

Also müssen wir wohl in Sydney ein Motorrad mieten. Das ist zwar auch schweineteuer, aber wenigstens fallen die ganzen anderen Umstände weg. So komme ich immerhin in den Genuss, eine neuere BMW zu fahren und sollte die Kraxn zusammenbrechen muss ich mir auch keine großen Sorgen um den Rücktransport machen.

So wie es derzeit ausschaut, werden wir die Reiseoute wohl auch verkürzen. Statt Australien komplett zu umrunden, werden wir jetzt wahrscheinlich von unten direkt nach Alice Springs fahren und dann weiter zur Ostküste. Die Mietkosten für ein Motorrad währen ansonsten einfach zu hoch, wenn wir länger als etwa eineinhalb Monate unterwegs sind.

Zurück soll’s dann über Dubai gehen, wo wir auch einige Tage Urlaub machen wollen. Dort soll’s eine tolle Wasserwelt geben. Bin schon gespannt.

Auf ein Neues

Endlich! Australien hat gemeldet, dass es die Corona-Einschränkungen für Touristen aufhebt. Da erwachen meine Lebensgeister was die geplante Australienreise betrifft. Allerdings höre ich, dass das nicht für ganz Australien gelten soll. Vielleicht müssen wir umplanen und die Gesamtumrundung abkürzen.

Noch ist es aber nicht sicher, ob wir überhaupt hinkommen. Corona hat sich eingeschliffen beziehungsweise gewöhnt man sich langsam dran, jetzt kracht’s in der Ukraine und kein Mensch weiß, wie das weitergeht. Wir sind in der ersten Woche des Ukraine-Kriegs und wie es im Sommer ausschaut steht in den Sternen und in den Strategieplanungen des Kreml und der NATO.

Der Flug nach Korea, den wir im Vorfeld unserer Reise machen werden hat sich jedenfalls schon verlängert, über Russland kann derzeit nicht mehr geflogen werden. Ich freue mich schon auf achtzehn Stunden Flugzeit über den Nordpol, wie in meinen jungen Jahren. Momentan ändert sich alles.

Wenn alles klappt wie geplant, dann werden wir Anfang August nach Korea fliegen und zwei Wochen lang eine Reisegruppe durch Korea führen. Ende August wollen wir dann nach Sydney fliegen und unsere Motorradreise beginnen. Ob wir wirklich drei Monate lang rund um Australien fahren werden hängt von den Umständen ab, die es dann gibt. Derzeit ist ja nichts wirklich auf längere Zeit planbar.

Das Motorrad müsste ich natürlich vorher nach Australien verschiffen. Bis April ist dafür noch Bedenkzeit, dann müssten wir uns entscheiden ob wir das alles in Angriff nehmen können. Wir werden sehen.

Die Unendliche Geschichte und ein Exkurs

Mittlerweile – August 2021 – stehen wir am Beginn der vierten Corona-Welle und an eine Einreise in das Land der Kängurus ist noch immer nicht zu denken. Die ehemaligen ausgesiedelten Häfenbrüder haben ihre Gefängnisinsel nun umgedreht und alle anderen ausgesperrt. Kein Tourismus, keine Ausländer, keine Motorrad-Rundreise. Nun ist der Plan auf nächstes Jahr (2022) verschoben, wo wir dann (hoffentlich) von Korea aus nach Sydney fliegen und unsere Tour beginnen können. Ob das klappt, wissen die Götter und die Virologen.

Da ich aber schon heftige Motorrad-Entzugserscheinungen gezeigt habe, sind wir heuer drei Wochen lang am und im Mittelmeer herumgefahren. Kroatien – Italien – Sizilien – Sardinien – Korsika war die Route, mit etlichen Fähren dazwischen und einem Autozug von Verona nach Wien am Ende, weil ich die Strecke von dort schon kenne und nicht nochmal fahren wollte. Ausgesucht haben wir uns dafür natürlich die heißeste Zeit seit Jahren und weil das noch nicht reichte, auch noch die Saison der meisten Feuersbrünsten seit überhaupt in Italien. In Griechenland und der Türkei war es zwar anscheinend noch schlimmer, aber uns hat’s auch gereicht.

„Seid’s wahnsinnig?“ tönte es uns mehrfach entgegen, als wir von unserem Reiseplan erzählten. „Da unten brennt doch momentan alles!“. Da unten hat dann schon vieles gebrannt, aber meist waren die Feuer schon ausgegangen oder haben irgendwo auf den Hügeln ein bisschen geraucht und gelodert als wir vorbeifuhren. Die Italiener waren ziemlich cool und haben sich nicht viel drum geschert, sondern lieber die Strände und die Restaurants bevölkert. Ausländische Touristen waren nicht viele zu sehen und es war kein Problem, jeweils eine Unterkunft zu finden, so unvorbereitet, wie wir immer losfahren.

Gleich am ersten Tag war ich sehr froh, mit dem Motorrad unterwegs zu sein, denn an der Grenze von Slowenien nach Kroatien stauten sich die Fahrzeuge wir zu den seligen Zeiten des Ostblocks. Wir fuhren natürlich auf der Pannenspur nach vorne und waren im Nu durch. Zwei Zöllner-Schnecken stempelten im Zeitlupentakt die Corona-Ausweise der Einreisewilligen und tippten mit zwei Fingern alle Daten des Reisepasses plus was ihnen sonst noch an den Einreisenden so auffällt in einen Amiga-PC. Auf der Gegenfahrbahn war der Stau zwanzig Kilometer lang. Wie wir später erfuhren standen die Leute elf Stunden im Stau und übernachteten auf der Autobahn.

Wir hingegen im Hotel Korana in Karlovac, das ich schon von früher kannte. Nach einer erholsamen Nacht startete ich das Gerät und fuhr vor den Hoteleingang um das Gepäck aufzuladen. Als alles aufgepackt war und wir startbereit auf der Maschine saßen drückte ich den Startknopf und – nix. Schon gestern Nachmittag war mir aufgefallen, dass die BMW auf der Autobahn im sechsten Gang leichte Aussetzer hatte, genug um mir Sorgenfalten auf die Stirn zu zaubern, aber nicht genug um wirklich Probleme zu vermuten. Jetzt standen wir vor dem Hotel in Karlovac und die Kraxn war kaputt. Dabei müssten wir heute bis Crvena Luka an die Küste fahren, wo wir vier Tage in einem Resort gebucht hatten.

Das freundliche Hotelpersonal telefonierte um einen Mechaniker. Der kam nach einer Stunde und meinte, er könne nichts machen, wir müssten in die Werkstatt nach Zagreb zurückfahren, wo sie aber erst wieder am Montag öffnen würden – heute war Samstag. Zu guter Letzt setzte er sich nochmal auf den Bock, drückte den Starter und der Motor erwachte zum Leben, als sei nichts gewesen. Eigentlich war auch nichts gewesen. Ich hatte nur den ersten Gang drin bei meinen Startversuchen, und da springt er eben nicht an.

Fünfzig Euro für nichts an den Mechanikermeister – immerhin hatte er den Leerlauf gefunden – und wir fuhren endlich los. Am Abend kamen wir auch pünktlich in Crvena Luka an. Nach vier erholsamen Tagen an der kroatischen Küste ging es dann nach Split, von wo wir mit der Fähre nach Ancona übersetzten. Die nächsten drei Wochen fuhren wir die italienische Küste hinunter nach Bari, dann quer durch Italien über Tarent an den Zipfel des Stiefels wo wir die Fähre nach Messina in Sizilien nahmen. Vier Tage in einem Golf Resort an der Flanke des Ätna waren wieder sehr erholsam, bevor wir uns Richtung Palermo aufmachten. Von dort ging es nach Sardinien und nach weiteren drei Tagen nach Korsika.

Am Morgen unseres vorletzten Tages auf Korsika wollte ich der BMW einen kräftigen Schluck Motoröl gönnen. Immerhin waren wir schon wieder ungefähr dreitausend Kilometer gefahren und ein rotes Licht unter dem Tacho glotzte mich schon länger böse an. Natürlich hatte ich in einer am Sturzbügel montierten Tool Tube Motoröl dabei (in der anderen transportierten wir Trinkwasser, das aber in der Tageshitze zu heißem Teewasser wurde) und so öffnete ich den Ölstopfen im Zylinder um nachzufüllen. Schon hatte ich den oberen Teil in der Hand, während der untere schief im Zylinder hing. Das verdammte Sicherheits-Ding löste sich auf. Ich füllte also Öl nach und versuchte dann, das Loch wieder dicht zu kriegen, aber die verbliebene Hälfte des Ölstoppels fiel immer wieder heraus.

Endlich schien der Stoppel fest zu sein und wir fuhren los. Wir kamen aber nur zwei Kilometer weit, dann wurde der Rest des Ölstoppels mit einem Knall aus dem Zylinder geschossen. Ich erhielt eine Öldusche und musste sofort anhalten. Unmöglich, so weiter zu fahren. Nachdem wir eine halbe Stunde lang beide Seiten der Landstraße nach dem verlorenen Stopfen abgesucht hatten war klar: den finden wir nicht mehr. Gefunden hatte ich aber einen rechteckigen Gummistopfen und etwa einen halben Meter abgerissenen Zurrgurt. Die Aufgabe war nun, den rechteckigen Gummistopfen in das runde Öl-Nachfüllloch zu stecken. Ich kam mir vor wie ein Schwachsinniger beim praktischen Psycho-Test. Die RUNDEN Klötze in die RUNDEN Löcher, Norbert, und die RECHTECKIGEN Klötze in die RECHTECKIGEN. Mal sehen, wie lange Du dazu brauchst.

Nach zehn Minuten Schnitzarbeit mit meinem Leatherman-Werkzeug passte es fast. Drüber wurde der Zurrgurt um den ganzen Zylinder gewickelt und festgebunden – fertig. Die nächste BMW Motorrad Werkstatt war in Bastia in etwa hundertzwanzig Kilometer Entfernung und es war klar, dass wir mit dieser Notreparatur nicht soweit kommen würden. Wir kamen aber immerhin zwanzig Kilometer weit bis zu einer Tankstelle mit Werkstatt. Die polyglotte Bevölkerung Korsikas spricht perfektes Französisch, sonst aber nichts. Ich hingegen kann mich in vier verschiedenen Sprachen verständlich machen, Französisch kann ich auch ganz gut, nur das Sprechen fällt mir schwer. Ich bekam aber mit, dass niemand in der Werkstatt war und die nette Dame im Tankstellenbüro immerhin einen Abschleppwagen nach Bastia organisieren könnte. Das Angebot nahmen wir gerne an.

Der Abschleppwagen erschien nach einer weiteren Stunde und für wohlfeile dreihundertsechzig Euro kamen die BMW huckepack und wir im Führerhaus des Lastwagens nach Bastia zur BMW Werkstatt. Es war Donnerstag und am nächsten Tag ging unsere Fähre zurück nach Livorno in Italien. Am darauffolgenden Tag fuhr dann der gebuchte Autozug von Verona nach Wien. Gottseidank in der Werkstatt, dachten wir, geht sich alles locker aus. Denkste.

Der Mechaniker kam, sah und winkte mahnend mit dem Finger. Ts, ts, ts, wie kann man einen Ölstopfen verlieren? Ich verzichtete darauf, ihm den genauen Hergang zu erklären, schon wegen meiner mangelnden Französisch-Sprachkenntnisse. Nach zehn Minuten kam dann ein Büromensch heraus, der auch Englisch konnte und sagte, der Ölstopfen müsse bestellt werden. Er kommt dann am Dienstag. Das ging nun aber gar nicht. Am Dienstag mussten wir schon zwei Tage lang in Wien sein, wir würden die Fähre und den Autozug verpassen. Ich muss aber ganz schön traurig geschaut haben denn kurz darauf wurde mit mitgeteilt, wir bekommen den Ölstoppel einer anderen BMW aus der Werkstatt. Den Bestellten würden sie dann am Dienstag wieder auf das kannibalisierte Motorrad draufschrauben.

Das war nun eine ganz tolle kundenfreundliche Lösung, noch dazu wo wir nur den neuen Ölstoppel bezahlten (€ 16.-) und keine Arbeitszeit verrechnet wurde. Deshalb kommt hier auch die tolle BMW-Werkstatt in Bastia vor den Vorhang:

BMW Motor Bike Bastia, 1653 Av. Sampiero Corso, 20600 Furiani, Frankreich

https://partenaire.bmw-motorrad.fr/bernardinibastia/

So erreichten wir am folgenden Tag die Fähre nach Italien , wo wir nahe Livorno noch ein letztes Mal in einem Hotel am Strand übernachteten. Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Verona und verbrachten die letzte Nacht auf einer schmalen Pritsche im Liegewagen des Autozuges nach Wien, während die BMW gemeinsam mit anderen Kollegen gut verzurrt durch die Nacht schaukelte. Sonntag früh kamen wir wieder zuhause an.

Man sieht, man muss nicht nach Australien fahren, um Motorradabenteuer zu erleben. Den Ölstoppel hab ich aber tausendmal lieber auf einer Landstraße in Korsika verloren, als im australischen Outback. Ich bin aber sicher, auch dort werden wir von unerwarteten Problemen überrascht werden. Weshalb ich auch schon angefangen habe zu lernen, wo man nach Wasser gräbt und wie man Insekten am besten zubereiten kann. Be Prepared!