Kurz hinter Tennant Creek kommt die Abzweigung nach rechts auf den Barkly Highway. Von nun an fahren wir Richtung Ostkueste Australiens. Vier bis fuenf Tage wird es dauern, bis wir die Kuestenstadt Townville erreicht haben. Ab dann fahren wir an der Kueste entlang nach Brisbane und weiter nach Sydney. Dort an der Kueste beginnt dann der Urlaubsteil unserer Reise.
Die heutige Etappe ist etwa zweihundertvierzig Kilometer lang und sieht so aus wie gestern: elendslange Geraden bis zum Horizont. Insgesamt gibt es einige wenige Richtungsaenderungen um ein paar Grad, ansonsten ist es zum Einschlafen. Wir fahren mit Tempomat etwa neunzig Stundenkilometer, darueber wird es stressig wegen dem Wind. Vor etlichen Jahren als wir mit unseren Kindern mit dem Auto gefahren sind gab es ein Spiel: Kurvenzaehlen. Immer wenn unsere beiden zu quengeln begonnen haben (Sind wir bald daaa? Ist es noch weit?) haben wir gesagt, sie sollen die Kurven zaehlen. Hier wuerde das nicht funktionieren. Stattdessen vielleicht Baeume oder tote Kaengurus. Obwohl: die Baeume werden auch mehr und die Landschaft wird gruener. Wir haben sogar etwas wie eine Wiese gesehen.
Weil es links und rechts nicht viel zu sehen gibt, schaue ich wieder oefter nach unten. Heute gibt es streckenweise weissen Asphalt. Den habe ich noch nie gesehen. Weemulee labt mich regelmaessig mit Wasser und so geht es doch relativ gut dahin. Leider sind wir keine Fruehaufsteher, daher fahren wir meist erst um zehn Uhr vormittags oder spaeter los. Da geraten wir natuerlich in die heisseste Zeit des Tages. 33 Grad hat es gerade, es sollen aber noch 36 werden. Da sitzen wir aber schon im Barkly Homestead Motel bei einem verspaeteten Fruehstueck/Mittagessen. Hier werden wir auch uebernachten, den Zimmerschluessel gibts aber erst ab 14 Uhr. Umgerechnet etwa hundertachtzig Euro legen wir fuer eine Uebernachtung hin, das Zimmer ist allerdings top. Dafuer sind wir nicht allein. Wir teilen uns das Zimmer mit etwa dreissig Gelsen. Weemulee geht sofort auf die Jagd und erledigt dreiundzwanzig. Ich vier. Der Rest ist intelligent und versteckt sich auf schwarzem Hintergrund oder schnell und fliegt Ausweichmanoever wie ein Kamikaze. Da bleibt nur eine Loesung um sich ungestoert der Nachtruhe hingeben zu koennen:
Ansonsten ist das Zimmer aber sehr ok. Schon gestern in Tennent Creek war das Motel perfekt, ein sauberes, modernes Zimmer mit Riesenfernseher (John Wick 3 am Abend) und natuerlich klimatisiert. In der Nacht wird es immer noch saukalt, sodass wir die AC dann meist abdrehen, aber tagsueber braucht man die Kuehlung.
Apropos Kuehlung: zwei Radfahrer und einen wahnsinnigen Wanderer haben wir bisher auf dem Stuart Highway und bei der Fahrt nach Yulara zum Ayers Rock gesehen. Wo die unterwegs waren gibt es zweihundert Kilometer lang nichts. Mit dem Rad kann man es wohl in zwei oder drei Tagen schaffen, aber zu Fuss? Man braucht sicher mindestens drei Liter Wasser pro Tag, abgesehen von Zelt und Schlafsack. Auf weiten Strecken gibt es auch keinen Telefonempfang, da stehen dann Nottelefone so zirka alle fuenfzig Kilometer. Mit dem Motorrad ist es aber weniger gefaehrlich. Wenn man auf den Hauptstrassen bleibt, gibt es immer wieder Fahrzeuge, die vorbeikommen. Bei einer Panne muesste man halt dann Hilfe anhalten oder improvisieren. Das ist uns bisher gottseidank erspart geblieben.
Mit jedem Kilometer naehern wir uns nun wieder dem Ausgangspunkt unserer Reise. Wir haben uns vorgenommen, an der Kueste laenger an einem Ort zu bleiben. Morgen geht es aber erstmal ueber die Grenze von den Northern Territories nach Queensland. Bin schon gespannt.