Heute ist Tag zwei auf dem Stuart Highway. Und ich bin wirklich noch nie so etwas gefahren. In den USA und auf der Seidenstrasse gibt es kilometerlange Geradeaus-Strecken wo man keinen Menschen sieht. Aber immer hat man das Gefuehl, im HIntergrund ist bewohntes Land. Hier nicht. Die Strasse geht wirklich durch ein unendliches Land, kein Anzeichen von Besiedlung, obwohl manchmal Schafe weiden und ein paar verlorene Kuehe haben wir auch schon gesehen. Und waehrend man in den USA immer links oder rechts irgendwo eine Ansiedlung ahnt, fuehlt man hier nichts. Es ist keine Wueste, sondern meist Buschland, flach bis zum Horizont in jeder Richtung, dann aber kommen ein paar Huegel und darauf wieder das endlose Asphaltband.
Wir sind drei bis vier Stunden unterwegs, von einer Raststaette mit Benzin bis zur naechsten sind es manchmal zweihundertfuenfzig Kilometer. Heute ist es sich wieder ganz knapp ausgegangen, ich haette noch neun Kilometer weiter fahren koennen. Allerdings hatten wir noch die zwei Reserveflaschen. Vier Liter Benzin, das sind ungefaehr neunzig weitere Kilometer, wenn wir bergab im Leerlauf fahren. Auf Risiko fahren spielt’s hier nicht. Auch wenn der Tank erst halb leer ist muss ich ihn bei der naechsten Gelegenheit auffuellen.
Australien ist wirklich das Land der Kaengurus. Alle paar Kilometer sehen wir eins am Strassenrand, in den verschiedensten Stadien der Verwesung. Vermutlich spielen sie in der Nacht auf der Fahrbahn mit den Road Trains fangen, denn tagsueber bekommt man keines zu sehen. Mutige Tiere, die Verlierer sehen wir dann am naechsten Tag. Das bei Weitem mutigste Tier Australiens ist aber die australische Eidechse. Die Tiere werden bis zu einem halben Meter lang und sonnen sich in der Mittagshitze auf dem Asphalt. Dort sitzen sie und nicken herausfordernd mit offenem Maul dem naechsten fuenfzig Meter langem Road Train entgegen. Man kann sie foermlich denken hoeren: „Dieser Quadatmeter Asphalt gehoert miiiiii“…..Platsch! Wieder ein Festessen fuer die Kraehen.
Heute sind wir in Coober Pedy, der Opalstadt. Wie es sich gehoert, hat You Song einen Opalanhaenger gekauft. Da wir sicher heute die einzigen Kunden in der Bude waren, bekamen wir einen gehoerigen Rabatt: statt 1350.- Dollar schliesslich nur 450.-. Und da war noch eine zweite Goldkette dabei. Dem alten Knacker der den Anhaenger verkauft hat sind danach die Traenen aus den Augen geschossen. Aber sicher vor Freude, denn da hat er vermutlich noch dreihundert Dollar Gewinn gemacht.
Morgen fahren wir nach Marla, etwa zweihundertfuenfzig Kilometer weiter. Dann noch eine Uebernachtung in Ghan, einem weiteren Nest auf dem Stuart Highway, bevor wir zum Ayers Rock – oder Uluru, wie es korrekterweise jetzt heisst – abbiegen. Dort nehmen sie einem das Weisse aus den Augen, wenn man uebernachten will, denn es ist sicherlich Australiens Sightseeing-Highlight Nummer eins. Mindestaufenthalt sind zwei Tage und es sind fast alle Unterkuenfte ausgebucht. Wir haben natuerlich auf den Putz gehaut und zwei Naechte im teuersten Resort gebucht, weil da war noch was frei. Muessen wir halt in den naechsten Tagen beim Essen sparen.