Schokomaul Dundee meldet sich heute aus Alice Springs. Dort, genauer im Desert Palms Hotel, erholen wir uns von einer Gewalttour ueber 450 Kilometer von Yulara hierher. Die Tagestemperatur klettert mittlerweile auf 35 Grad und mehr im Schatten. Wir fahren aber in der Sonne. Durch den Fahrtwind merkt man das eigentlich gar nicht so sehr, nur wenn man stehen bleibt kommt ploetzlich ein Hitzeschwall.
Die Landschaft hat sich mittlerweile veraendert, es ist nach wie vor Buschland, aber huegelig, machmal durchzogen von Flussbetten. Man hat brav Bruecken drueber gebaut, aber drunter ist es meist staubtrocken. Eine einzige winzige Wasserlacke hab ich bei einer „Flussueberquerung“ mal gesehen. Trotzdem stehen alle paar Kilometer Hinweistafeln, die vor Strassenueberflutungen warnen. Wenn’s hier mal regnet moechte ich nicht mit dem Motorrad unterwegs sein.
Alice Springs ist eine nette Kleinstadt, wo es eigentlich alles gibt, was man braucht. Es hat ein modernes Krankenhaus, ein oder sogar zwei Gerichtsgebauede, Supermaerkte, Tankstellen, Hotels und sogar einen Golfplatz. Obwohl wir hier zwei Naechte bleiben haben wir den aber nicht ausprobiert. Bei 35 Grad in der Sonne Golf spielen muss nicht sein. Noch dazu wo Schokomaul Dundee dringend einen Erholungstag braucht. Nicht mal das abendliche Snickers (notgedrungen eine australische Variante) hat gemundet, weil fuenf Stunden fast ununterbrochen auf dem Motorrad hocken und dabei dem Seitenwind trotzen fordert seinen Tribut.
Da war es auesserst willkommen, dass das Desert Palms ueber einen netten Pool verfuegt. Um die Mittagszeit ist der sogar ziemlich leer, weil da die Gaeste von gestern schon weg und die von heute noch nicht da sind. Nur ein paar Hells Angels mit ihren unueberhoerbaren Harleys haben wir gesehen, die haben wir schon gestern beim letzten Roadhouse getroffen. Da ich eine BMW fahre haben sie mich ignoriert, ich war aber froh, dass ich keine mit der Eisenkette druebergezogen bekommen habe.
Gerade sind wir vom Abendessen zureuckgekommen. Wir waren nebenan im Hilton, da gibt es ein hervorragendes Thai-Lokal. In den naechsten Tagen sind wir ja wieder auf Trucker-Nahrung angewiesen, laut Landkarte finden wir hoechstens alle zwei- oder dreihundert Kilometer eine Kneipe und ein Bett. Unsere Unterkunft hat lauter kleine Villen nebeneinander, die durch einen Zaun geschuetzt sind. Als wir weggingen war das Tor weit offen. Jetzt ist es zu. Gottseidank steht der Code fuer den Toroeffner auf dem Infozettel, den wir beim Einchecken bekommen haben. Der Infozettel liegt in unserer Villa auf dem Tisch.
Vor ein paar Jahren waere ich flink wie ein Eichkaetzchen ueber den Zaun geklettert. Jetzt sicher auch noch, wenn ich mich zusammenreisse, aber das Thai-Curryhuhn zieht nach unten. Ich ueberlege, ob ich You Song drueberwerfen soll – die ist leichter – aber da haengt ein Schild wo irgendwas mit Security-Ueberwachung draufsteht. Ich moechte doch lieber in unserer Villa statt in der Alice Springs-Polizeizelle uebernachten. Wir warten.
Aber nicht lange, denn gerade als ich eine Ruftaste zum Torwaechter entdecke, kommt eine nette Dame, die auch zu ihrer Villa will. Sie war cleverer als der clevere Norbert und hat ihren Code-Zettel mit. Dankenswerterweise laesst sie uns beide auch durchschluepfen und so kann ich jetzt in unserem bequemen Domizil diese Zeilen schreiben, waehrend You Song schon im Bett liegt und ihre Kakao Talk-Nachrichten auf dem Handy durchgeht. Eine Nacht im Freien unter dem australischen Himmelszelt haette durchaus etwas fuer sich gehabt, aber was nicht ist, kann ja noch werden.