Feuer, Wasser und Titan

Ein dreiviertel Jahr später. Australien ist inzwischen abgebrannt und ersoffen. Meine Verwandlung zum Terminator schreitet voran.

Den ganzen Herbst und Winter 2019 beunruhigen uns Nachrichten und Videos von Feuerbrünsten in Australien. Die üblichen jahreszeitlichen Brände geraten anscheinend außer Kontrolle. Wir erweitern unsere Reiseausrüstung um flammenhemmende Kevlar-Klamotten und Feuerlöscher.

Im Jänner 2020 sind offenbar die Feuersbrünste erloschen. Dafür beunruhigen uns Nachrichten und Videos von Überschwemmungen in Australien. Es regnet scheinbar Schusterbuben und ganz Australien ist unter Wasser. Wir schmeißen die Kevlar-Klamotten und die Feuerlöscher raus und packen dafür Taucherbrillen und Schwimmwesten ein.

Dazwischen erwischten mich wieder die Fleischhauer vom Krankenhaus Speising. Nachdem ich schon 2016 eine künstliche Hüfte rechts eingebaut bekommen hatte, wünschte sich die linke einen kongenialen Partner aus Titan. Ich ignorierte das zwar konsequent, kam aber schließlich bald daher wie ein Besoffener auf einem Segelschiff bei Windstärke acht. „Das sieht nicht gut aus.“ stellte meine Gattin fest. Und die muss es wissen, sie ist schließlich Ärztin. „Du brauchst eine Hüftprothese. Bald“ meinte sie auch noch. „Ja, ja“ sagte ich (etwas anderes wäre mir nie in den Sinn gekommen), und dachte an einen Termin am St. Nimmerleinstag, irgendwann nach unserer Australienreise.

Es geschah wie immer. Meine Frau behielt recht. Anfang Dezember lag ich im Orthopädiespital Speising auf dem Operationstisch und schaute auf einen Plafond voller Blutspritzer. „Gar nicht gut“ dachte ich noch, bevor ich wegdämmerte. Kaum vier Stunden später wanderte ich mit Krücken um mein Bett herum, zufrieden beobachtet von den Ärzten des OP-Teams. Zwei Tage später war ich zuhause.

Jetzt ist es Februar und ich springe schon wieder herum wie ein junger Hirsch. Nächste Woche geht’s für drei Wochen auf Rehabilitationskur und ich frage mich wozu ich das überhaupt brauche. Werde die Zeit halt nutzen, um meine Taekwondo-Techniken aufzufrischen und vielleicht ein paar neue Sprungkicks lernen.

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