Zwei Naechte waren wir in Balgal Beach. Fazit: vier Kaengurus, eine Schlange (schlaengelte sich quer ueber den Weg zum Strand, etwa einen Meter lang), ein knallgruener grosser Frosch auf dem Tisch vor unserem Bungalow und einige Wildhuehner, die mit ihren Beinen kratzend den Laubboden umpfluegten. Gestern Nacht gab es gellenden Feueralarm von unserem Rauchmelder an der Zimmerdecke. Keine Ahnung, was ihn aufgeweckt hat, Rauch kanns jedenfalls nicht gewesen sein. Nach einigen ratlosen Minuten haben wir endlich den Knopf gefunden, der ihn zum Schweigen bringt. Danach erholsamer Schlaf im Tropenparadies bis zum Morgen. Weemulee knuepft meinen Zopf, damit meine langen Haare ihr nicht ins Gesicht flattern, wir packen auf und machen uns auf den Weg Richtung Sueden.
Nach ein paar Kilometern kommt eine Baustelle mit einer roten Ampel. Wir bleiben stehen und Weemulee hinter mir beginnt hekltisch auf meinen Kopf zu schlagen. Ich nehme den Motorradhelm ab und traue meinen Augen nicht: im Helm tummeln sich zwei Millionen winzige Ameisen unter der Schaumstoffeinlage. Die haben dort in der Nacht ein Nest gebaut. Jetzt kommen sie raus und wurln ueber meine Haare, meine Jacke und natuerlich geht’s im Helm drin auch rund. Wir versuchen die Viecher aus dem Helm zu bekommen, aber die sind so winzig und so schnell, dass sie sofort in irgendwelchen Ritzen im Helmfutter verschwinden. Ein paar tausend haben wir rausgeschuettelt und die haben sich sofort ueber das Motorrad hergemacht. Jetzt sind sie nicht nur im Helm sondern auch im Sitz, auf unserem Gepaeck, auf und unter dem Tank und sie beginnen bereits Weemulees Jacke zu erkunden.
Das Problem ist, hier kann ich nicht stehenbleiben, gleich wird die Ampel gruen. Ohne Helm kann ich aber auch nicht weiterfahren. Nutzt also nix. Helm auf und hoffen, dass der Fahrtwind die Ameisen dazu bringt in den Ritzen Schutz zu suchen und nicht in meine Ohren zu krabbeln. Auf der Stirn und im Bart juckts ununterbrochen und soweit ich kann wische ich immer wieder einige vorwitzige Sechsbeiner vom Gesicht. Hinten haut Weemulee noch immer mit einem Taschentuch auf meinen Helm und meine Schultern. Mir ist schon ganz schwindelig. Nach zirka fuenfzehn Kilometern kommt endlich eine Tankstelle. Ein Staubsauger waere die Rettung, damit koennten wir die Helmbewohner rauskitzeln. Leider gibt’s hier keinen.
Also dann die Chemiekeule. Ein Supermarkt ist gleich nebenan und ich komme mit schwerem Geschuetz heraus: „RAID – One Shot“ steht auf der feuerroten Spraydose und ich hab gleich die grosse genommen. Sie stand uebrigens gleich neben dem Starthilfespray fuer Autos mit dem schoenen sprechenden Namen „Start Ya Bastard“. Tatsache. Der Helm wird mit RAID geflutet und jede Ritze behandelt. Dann auch gleich der von Weemulee, sicher ist sicher. Und auch die BMW wird eingesprueht wo immer ein Ameisenbein rausschauen koennte. Dann ist uns schlecht von der Chemiekeule und wir gehen erstmal in die Shopping Mall, solange Helme und Motorrad auslueften.
Als wir zurueckkommen krabbelt nichts mehr. Wir fahren weiter mit dem troestlichen Gefuehl dass die BMW nun ein Massengrab ist und unter der Schaumstoffeinlage meines Motorradhelmes fast zwei Millionen Leichen liegen. Die Sonne scheint, das Wetter ist schoen und so lasse ich mir aber nicht die gute Laune von solch trueben Gedanken vermiesen. Am Abend springe ich dann mit aufgeloesten Haaren ins Pool unserer naechsten Unterkunft, damit auch die letzten dahingeschiedenen Ameisen meinen Kopf verlassen koennen. Morgen gibt es dann noch eine letzte Ameisenkontrolle, ob nicht vielleicht doch ein paar Krabbler mit Gasmaske ueberlebt haben, dann geht’s weiter.