Gleich nach der Grenze zu Queensland aendert sich die Landschaft. Es wird gruener, weniger Fels und Sand, mehr Buesche und Baeume. Heute sehen wir sogar einige Wasserlacken unter den Bruecken. Seit einigen Tagen saeumen Millionen von Termitenhuegeln links und rechts die Strasse. Manchmal stehen sie eng beieinander, sodass sie wie Grabsteine aussehen. Ich bekomme heimatliche Gefuehle, weil wir wohnen in Simmering beim Zentralfriedhof. Immer wieder haben Spassvoegel die Termitenhuegel mit T-Shirts oder Kleidern behaengt. Manche haben sogar einen Arbeiterhelm auf. Schaut in der Nacht sicher gruselig aus.
Ansonsten gibt es mehr Anzeichen von Bewirtschaftung des riesigen Landes. Soll heissen: die Verkehrszeichen und Tafeln, die vor Rindern warnen, die auf der Strasse sein koennten haeufen sich und man sieht auch wirklich hie und da Rinder am Strassenrand. Die cleveren haben bemerkt, dass es direkt neben der Fahrbahn junges frisches Gras gibt, denn da wird gemaeht und jetzt ist Fruehling. Ansonsten sieht das Nahrungsangebot duerftig aus und Wasser sehe ich auch keines, aber irgendwie wird das schon funktionieren. Nach etwa hundertfuenfzig Kilometer gewohnter Geradeausfahrt weicht ploetzlich der Baumbestand zurueck und es folgen riesige praerieaehnliche Weideflaechen. In jeder Richtung reichen sie bis zum Horizont und darauf stehen vereinzelt oder in kleinen Gruppen Rinder.
Wir fahren weiter und ploetzlich knallt etwas gegen meinen Motorradhelm. Ein Vogel hat sich grob verschaetzt und mich in vollem Flug gerammt. Mir ist nichts passiert aber dem Vogel brummt nun mindestens der Schaedel. Ich habe im Rueckspiegel nicht gesehen, dass er abgestuerzt waere, die ganze Sache war aber auch zu schnell vorbei, immerhin fahren wir recht flott dahin. Wir naehern uns Mount Isa und das ist eine Minenstadt. Das merkt man schon lange vorher, denn das flache Land – nicht umsonst heisst diese Gegend „Tableland“ – macht Platz fuer immer mehr Erhebungen und die Strasse wird tatsaechlich kurvig. Weemulee sagt „bergig“ dazu, ich gestehe hoechstens ein „huegelig“ zu, aber bei Weemulee zuhause in Korea gilt ja auch der „Ostberg“ von Mangyeong mit seinen knapp sechzig Metern als „Berg“.
Mount Isa ist keine schoene Stadt, aber ein Zentrum der Minenindustrie und recht gross, verglichen mit den Nestern, durch die wir in den vergangenen Tagen gekommen sind. Ein kleines Mittagessen beim Inder und einen Kaffee bei „Hungry Jack“ daneben, und wir sind schon wieder unterwegs zu unserem heutigen Zielpunkt: Cloncurry. Mit unserem Motel haben wir wieder einen Gluecksgriff getan. Es ist eine sehr schoene gepflegte Anlage mit Pool und riesigen Zimmern. Im Pool sind wir alleine, das heisst bis auf eine kleine Eidechse, die hineingefallen ist und nicht mehr herauskann. Ich habe mir die australische Lebensrettermedaille verdient und den kleinen Kerl an Land gesetzt. Nach einer Minute gegenseitigen Beaeugens ist er dann auf seinen zwei Hinterbeinen wie der Blitz ins naechste Gebuesch gesprintet.
Das Abendessen kann sich auch sehen lassen (Gnocchi mit Pilzen und Fish and Chips. Klingt nach Frittenbude, ist aber eher haubenverdaechtig und – wie alles in Australien – gross. Jetzt sitzen wir im Zimmer – Weemulee ist schon wieder auf Gelsenjagd obwohl ich hier noch keine gesehen habe – und morgen geht es weiter nach Richmond.