Samarkand

Von Buchara sehen wir nicht viel mehr als ein Fernfahrer-Hotel und Reparaturwerkstätten. Nachdem sich am Morgen herausstellt, dass es auch hier keinen passenden Reifen gibt, müssen wir unsere Hoffnungen auf Samarkand legen – etwa dreihundert Kilometer mit Hassan, dem Partisanen und seinem LKW. Beim Weiterfahren sehen wir, dass wir nicht viele Sehenswürdigkeiten versäumt haben, aber in unserem Kopf sind momentan ohnehin nur kaputte Reifen.

Auf der langen Fahrt (die Straße ist noch schlechter als die, welche unseren BMW-Reifen gekillt hat) hat Hassan Zeit genug, uns sein Leben zu erzählen. Soweit wir seinen babylonischen Sermon verstehen ist er Iraner aus Mashad, fährt seit über vierzig Jahren LKWs auf der ganzen Welt als Fernfahrer und war in den siebziger Jahren im Palästinensergebiet aktiv. Wir haben lieber nicht nachgefragt was er da genau getan hat als das Stichwort „Schwarzer September“ gefallen ist. Jedenfalls ist er äußerst hilfsbereit und klappert mit mir Reparaturbuden und Reifenhändler ab. In Samarkand sollten wir fündig werden, dort wartet auch seine dreiundzwanzigjährige „Natascha“, von der er uns stundenlang vorschwärmt.

Und so ist es auch. Wir lernen im Fernfahrerhof nicht nur Natascha kennen, die schon auf ihre Monatsration wartet, sondern auch viele andere Fernfahrer, die meisten aus dem Iran. Alle total hilfsbereit und freundlich, stürzen sie sich sogleich auf die BMW und holen sie von der Containertür herunter. Das Hinterrad ist gleich ausgebaut und zusammen mit Hassan, dem Partisanen sind wir schon im Taxi unterwegs zu einem Reifenschuster. Es stellt sich heraus dass es auch in Samarkand keine neuen Reifen für die BMW gibt, aber der alte Reifen wird geflickt. Das Motorrad bleibt über Nacht im bewachten Fernfahrerlager und You Song und ich fahren mit dem Taxi in ein Hotel. Der Rezeptionist spricht erstaunlicherweise nicht nur Englisch sondern auch Koreanisch, was You Song besonders freut. Wir buchen zwei Nächte, bleiben aber schließlich noch zwei Nächte in Samarkand, weil unser Visum für Tadschikistan erst ab dem 30. April gilt. Bis Duschanbe sind es etwa dreihundert Kilometer, die wir hoffen mit dem geflickten Reifen zu schaffen. Dort haben wir eine Adresse einer Reparaturwerkstatt die neue Reifen haben und wo die BMW ein Service bekommen kann.

Als wir das Motorrad abholen schmeissen wir ein Mittagessen für das ganze Fernfahrerlager und You Song behandelt die ganze Partie mit Akupunktur. Scheinbar jeder hat Kreuz- oder Knieschmerzen oder ein verspanntes Genick. Dann verabschieden uns von Hassan, dem Partisanen. Zwei Tage Ruhe liegen vor uns und ein bisschen Sightseeing in Samarkand.

2 Antworten auf „Samarkand“

  1. Lieber Norbert u Yousong,
    Ich kann die Lage einschaetzen, es war in Nord Mali und Guinea nicht einfacher. Hoffe Du findest ein geeignetes workshop. In Samarkand keine passenden Reifen zu finden ist hart.
    Im schlimmsten Falle schicke ich Euch einen per DHL von Bahrain.
    Folgen Eurer Anweisung.
    Auf Glueck,
    bis bald
    Heinz u. Rima

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert