Von jetzt an ändert sich die Landschaft grundlegend. Wir wissen noch nicht dass die nächsten zwei Tage zu den schönsten unserer gesamten Reise zählen werden. Wald, Berge, ein Fluss der nicht reguliert ist sondern sich sein Bett je nach Jahreszeit selber sucht (und jetzt im Frühling führt er viel Wasser), dazwischen wir auf dem Motorrad, das nach wie vor klaglos auf der perfekten Straße läuft.
Die Russen haben Sinn für Humor, wie man hier sieht,
leider können wir noch immer nicht genügend Russisch um um das tägliche Essensroulette herumzukommen. Immerhin, Suppe und Schaschlik können wir schon bestellen, was für Fleisch auf dem Spiess drauf ist lässt sich aber nicht feststellen. Bei einer kleinen Rast auf einem Pass kauft You Song ein Glas Honig als Notration, ich halte mich zurück um nicht mit original russischen lammfellgefütterten Pelzstiefeln weiterzufahren (auf dem Foto ganz links). War aber gut möglich dass die Made in China waren.
Am Abend finden wir ein Gasthaus am Fluss, wo wir unterkommen.
Nach dem Abendmahl (Essensroulette: You Song gewinnt eine Suppe und einen Hendlhaxen, ich eine Art Gulasch mit Kartoffelpüree und etwas undefinierbares Langoschartiges) gehen wir runter zum Fluss und machen ein Lagerfeuer.
Der Mond geht über dem Bergkamm auf und spiegelt sich im Fluss – richtig romantisch.
Leider ist aber Vollmond. Da erwacht das Tier in mir.
Heute übernachten wir dann zu dritt: You Song, ich und eine fette schwarze Spinne, die an der Decke über unserem Bett sitzt als wir reinkommen. Ich flüchte sofort und You Song will sie mit einem Besen aus dem Fenster bugsieren. Das fiese Vieh lässt sich aber zu Boden fallen und verschwindet hinter den Heizungsrohren. Ich schlafe abwechselnd mit einem offenen Auge und bin daher am nächsten Morgen nicht sehr ausgeruht. Als es hell wird und ich sehe dass das Monster schon wieder an der Decke klebt bin ich in Rekordzeit aus dem Bett und angezogen, bevor es mich beißen kann. Rasch aufs Motorrad und abgefahren, wer weiß schon wie schnell acht Beine laufen können.