Nachtrag

Heute war es soweit: nach etwa zwei Monaten auf See ist die BMW in Wien angekommen. Kiste ausgepackt – zum Zollamt gefahren – mit den Beamten über unsere Reise getratscht – fertig. War wesentlich einfacher als in Korea.

Jetzt sind wir wirklich wieder angekommen. Nächste Aktion: zum Service und die Schrammen und Wehwehchen des Motorrads beheben, dann Vorbereitung auf die nächste Reise…

In Putins Reich

Wir kommen an die russische Grenze und nach etwas Grenzbürokratie fallen uns sofort wesentliche Unterschiede zu Kasachstan auf. Das Land ist flächendeckend bebaut, es gibt riesige Felder, die allerdings jetzt abgeerntet sind. Die Straße ist perfekt, wie in Europa, mit richtigen Verkehrsschildern und Wegweisern und die Häuser in den Dörfern sind fast alle gepflegt und nett. Nach einigen Wochen in uriger Umgebung geniessen wir das gewohnte zivilisierte Umfeld. Kurz nach der Grenze hält uns auch schon der erste Verkehrspolizist auf, aber als er merkt dass wir kein Russisch sprechen lässt er uns gleich weiterfahren. Wenn der mein perfektes Tadschikisch wüsste – Russisch soll ja nicht so viel anders sein. Vielleicht „Charr charr“ oder so statt „Chrrr, chrrr“, denke ich.

Unser nächstes Ziel ist Barnaul, das erreichen wir heute aber nicht. Zweihundert Kilometer durch die russische Landschaft und kein Nachtquartier in Sicht. Wir wissen beide schon nicht mehr wie wir auf dem Motorrad sitzen sollen, da taucht linker Hand ein Parkplatz auf und dahinter ein kleines Haus das Zimmer vermietet. Perfekt. Ein Abendessen gibt’s auch (ich hab im Essensroulette gefüllte Paprika mit Erdäpfelpüree gewonnen und You Song eine Rübensuppe mit Eintopf) und wir schlummern satt und zufrieden bis zum Morgen.

Am nächsten Tag besuche ich vor dem Losfahren die Toilette, wo eine Klofrau sitzt und ihren Obolus kassiert. Ich zahle, bekomme Klopapier, öffne die Tür und – Überraschung! Statt einem privaten Thron sehe ich drei Hockklos nebeneinander, zwar mit diskreter Seitenwand aber ohne Tür. Im dritten müht sich auch wirklich gerade einer mit seinem Geschäft ab. Auch schon egal, denke ich, grüße freundlich und nehme Nische Nummer eins. Bis auf die gewöhnungsbedürftige kommunikationsfreundliche Anordnung ist alles blitzsauber, also halb so schlimm.

Wir brechen auf und wieder ist das Wetter schön und die Straße gut. Wenn man allerdings auf die kreuzenden Nebenstraßen blickt, so hört der Asphalt dort nach zehn Metern auf und die schwarze russische Mutterende tut sich auf, durchsetzt von Steinen und Schlammpfützen. Ich hoffe inständig, damit keine nähere Bekanntschaft zu machen. Das tun wir aber auch nicht, sondern erreichen nach etwa drei Stunden Fahrt Barnaul. Da sitzen wir jetzt in einem kleinen blitzsauberen Hostel und ruhen uns aus. Morgen geht’s Richtung Altai Gebirge.

Abschied aus dem Iran

Wir melden uns wieder aus Ashgabat, der weißen Stadt an der Seidenstraße in Turkmenistan. Und das stimmt wirklich, eine Stadt wie auf dem Reissbrett entworfen, breite Boulevards, beeindruckende moderne Häuser und pompöse Denkmäler, viel Grün und überall Springbrunnen und Wasserfälle. Der Unterschied könnte nicht größer sein zu der Umgebung der letzten Tage.

Wir haben die längste und umständlichste Grenzprozedur seit überhaupt hinter uns (ca. 4 Stunden) und eine kalte Nacht in einer sehr bescheidenen Unterkunft auf der iranischen Seite der Grenze.

Deshalb erscheint uns das Oguzkent Sofitel Hotel in Ashgabat wie ein Palast aus 1001 Nacht und wir genießen den Luxus.

Heute geht es weiter nach Mary.

Durch die Türkei ans Schwarze Meer

Inzwischen sind wir am Schwarzen Meer in Ordu. Heute haben wir uns wieder ein gutes Hotel geleistet um richtig auszuruhen: Hilton bürgt für Qualität. Um ca. € 60.- muss man aber auch nicht lange nachdenken.

Die Fahrt hierher war abwechslungsreich aber auf guten Straßen. Seltsamerweise ist es direkt an der Küste neblig und kalt, etwas weiter im Inland sonnig und merklich wärmer. Die letzte Nacht haben wir auf einer türkischen Raststätte verbracht, etwas urig aber sehr nette Leute. Der Chef persönlich hat uns verabschiedet (siehe Foto).

Morgen geht es weiter Richtung Trabzon und Erzurum. Dann ist es nicht mehr sehr weit zur iranischen Grenze.