Korea 2009
2009 ging es zum Hanmadang nach Dangjin und dann weiter nach Pusan, zum Korea Open nach Incheon, nach Muju und wieder nach Seoul. Danach folgte ein Abstecher nach Nagoya und Kyoto in Japan und ein Aufenthalt auf Guam, der Urlaubsinsel im Pazifik.
Ankunft in Seoul
Anyeong haseyo – ich sitze in Ilsan, es ist zehn Uhr abends und ich schwitze. 30 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit sind für Mitte August in Seoul normal. Ich sollte es ja eigentlich auch schon gewohnt sein, aber trotzdem ist diese Sauna immer wieder anstrengend.
Gleich bei der Ankunft in Incheon konnte ich die berühmte Gastfreundschaft der Koreaner wieder mal kennen lernen. Mein Koffer kommt mit einem dicken gelben Kästchen angehängt vom Förderband, das wie wild zu blinken und pfeifen beginnt, als ich mich dem Zollbeamten nähere. „Öffnen, bitte, was haben Sie da drinnen?“ – Ich weiß schon Bescheid: vier Flaschen österreichischer Wein sind drin, eine ist nur erlaubt. Der schwarze Gürtel, strategisch oben drauf platziert, tut wieder mal seine Wirkung. „Sie machen Taekwondo? Welcher Dan?“. Als ich „Pal Dan“ sage und meinen Kukkiwon-Ausweis vorlege, kommt ein erstauntes „Ooohh“. Ich darf wieder einpacken, nachdem ich versichert habe, dass es sich ohnehin nur um Geschenke handelt und werde freundlich durchgewinkt.
Draußen wartet schon ein Kukkiwon-Mitarbeiter mit einem Schild, um mich abzuholen. Es ist Sonntag und das Kukkiwon-Buero hat geschlossen, deshalb bringt er mich gleich direkt nach Ilsan, zum Haus von Professor Kim, einem alten Freund. Ein paar von euch kennen es, weil wir schon ein paar mal zum Frühstück dort eingeladen waren. Am Abend gehen wir essen und anschließend auf eine Spazierrunde um den Seepark in Ilsan, wo auch ein paar tausend Koreaner die selbe Idee hatten. Mitten drunter überrascht uns ein Gewitter mit Platzregen und obwohl wir unter einem idyllischen koreanischen Gartenhäuschen Schutz suchen, kommen wir doch waschelnass nach Hause.
Kukkiwon und WTF
Gleich am nächsten Tag fahre ich mit Professor Kim ins Kukkiwon. Wie immer werde ich freundlich empfangen und über den Zeitplan des Hanmadang informiert: Treffpunkt am nächsten Tag um 09.30h, Abfahrt mit dem Bus nach Dangjin, ich bin als Ehrengast eingeladen bis zum 15. August. Heuer sind wieder einige tausend Teilnehmer gemeldet, nachdem im Vorjahr das Hanmadang erstmals außerhalb Koreas stattfand (in den USA) und da nicht ganz so viele Teilnehmer dabei waren. Ein kurzer Besuch bei Kukkiwon-Vizepräsident Song Sang Kuen, meinem Mentor, und schon bin ich eine Geschenk-Weinflasche los, aber dafür um Infomaterial reicher.
Danach ein Abstecher ins Sportgeschäft neben dem Kukkiwon, es gibt einen neuen Top-Anzug von NIKE, der bei den olympischen Spielen erstmals vorgestellt wurde. Zwei Stück gekauft (ja, Hermann Rebensteiner, einer ist für Dich) und mit dem Taxi zum WTF-Buero, das ja auch in Kangnam liegt.
Dort empfängt mich WTF-Generalsekretär Jin Suk Yang sehr freundlich zu einem ausführlichen Gespräch über die Situation vor den Taekwondo Weltmeisterschaften (und der davor stattfindenden WTF-Generalversammlung samt Neuwahlen) im Oktober in Kopenhagen. Danach geht es zu einem Privatbesuch in der Bilderausstellung eines ehemaligen Universitätskollegen von Professor Kim, der seit einiger Zeit erfolgreicher Bildermaler ist und in einer Galerie in Insa-dong ausstellt. Nach einem netten Abendessen mit Herrn Lee Jun Sung und seiner Frau machen wir uns auf den Heimweg nach Ilsan. Morgen geht’s nach Dangjin zum Hanmadang.
Hanmadang in Dangjin
Taifun in Korea. Es schüttet wie mit Schaffeln. Wir sind natürlich mittendrin, Dangjin liegt auf dem Weg des Unwetters. Außer extrem starken Regenfällen und ein paar stärkeren Windböen kriegen wir aber nicht viel mit. Nach einer etwa zweistündigen Anreise aus Seoul sind wir in Dangjin angekommen und wurden auf einige der umliegenden Hotels aufgeteilt. Die Sporthalle ist ganz neu und liegt mitten in einem neu errichteten Sportkomplex. Ansonsten ist rundherum aber Korea pur, d.h. ländliches Umfeld, kein sichtbares Stadtzentrum.
Gestern war noch alles ziemlich chaotisch, lange Wartezeiten beim Registrieren und beim Transport, keiner wusste eigentlich, was passieren soll und wann. Abends gab es dann eine Einladung zum Abendessen im Fischrestaurant an der Küste mit perfektem Ausblick auf die Taifun-Wellen und Regenschauer. Obwohl der Bus vor der Tür stand, überlebten dennoch zwei Regenschirme die zehn Meter durch den Sturm nicht. Meiner hielt stand. Ich hatte auch die überlegene Technik.
Japan und China kamen stärker dran. In Japan gab’s dazu auch wieder mal ein Erdbeben – ich freu mich schon, wenn wir Ende August nach Nagoya fahren. Im TV zeigen sie laufend Bilder von Überflutungen und Murenabgängen, in China verschwinden reihenweise Häuser und Hotels in reißenden Flüssen. Keine Rede davon hier in Korea, aber nasse Füsse konnte man auch kriegen.
Heute hat das Hanmadang begonnen, viele Teilnehmer, die Organisation lauft schön langsam rund und wir VIPs werden rundherum bedient. Draußen regnet’s noch, aber nicht sehr stark. Wenigstens hat die Hitze nachgelassen. Grüße an alle Daheimgebliebenen
…mehr Hanmadang
Am vorletzten Tag des Hanmadang sind die meisten Finalwettbewerbe und es zeigt sich einmal mehr: Poomse mit Supertechniken, total synchron und kraftvoll; Kombinationsbruchtests mit höchsten Schwierigkeitsgraden, auch die Mädchen zeigen Dreifach- und Vierfach-Sprungkombinationen; Bruchtest mit der Handkante auf zehn bis zwölf Marmorplatten, mit Duitchagi auf zehn Bretter (nicht die dünnen für die Sprungkicks, sondern normale Dicke).
Beim Duitchagi-Bruchtest hat gerade ein Iraner alle zehn Bretter durchschlagen und er wird schon als Sieger gefeiert. Die meisten Bruchtests gehen aber nicht durch, sondern rutschen ab oder zerschlagen nur einige Bretter. Als nächstes kommt der Faust-Bruchtest dran, mir tut jetzt schon die Hand weh. Mehr, als wenn ich selber draufschlagen würde.
Die Eröffnungsfeier im Stadion daneben war leider total verregnet, Aktive, Zuschauer und Ehrengäste bekamen alle einen Plastik-Regenschutz. Es sah aus wie die Generalversammlung der 7000 Zwerge. Ein Höhepunkt war wiederum die Vorführung des Kukkiwon-Demoteams. Allein der Beginn – langsam und würdevoll, mit einer stimmigen und dennoch fetzigen Musik war beeindruckend, dann erst die verschiedenen Vorführungen. Ein Programm, von vorne bis hinten durchchoreografiert. Meine Tochter Sora konnte vor einiger Zeit kurz mit dem Demoteam trainieren und hat interessante Hintergründe über das Training berichtet. Bei der Abschlussfeier morgen werden sie nochmals auftreten, gestern haben sie in der Halle geübt und es war wiederum mitreißend.
Gestern gab’s eine kleine Bus-Rundfahrt in die Umgebung. Zuerst zum traditionellen koreanischen Haus eines bekannten Dichters aus der Kolonialzeit und dann zum Hafen – Besuch zweier Kriegsschiffe, eines Landungsschiffs und eines Zerstörers. Heute Abend ist das Abschiedsdinner und morgen geht’s dann zurück nach Seoul.
Hanmadang – Fotos
…ein paar Fotos vom Hanmadang 2009 in Dangjin. Mehr davon auf www.mookas.com.
Pusan
Nach einer Nacht in Seoul ging es dann nach Pusan. Der KTX-Schnellzug schafft die mehr als 400km in etwas mehr als zweieinhalb Stunden. Zwischendurch fährt er mit über 300kmh, man merkt aber im Inneren nicht viel davon.
Seltsamerweise war es in Pusan kühler als in Seoul, obwohl es viel südlicher liegt. Dr. Park, ein Neurologe vom Universitätskrankenhaus in Pusan, der auch Handakupunktur betreibt und schon einige Male in Wien war, hat mich abgeholt. Statt bei ihm zuhause zu übernachten, wurde ich im Commodore Hotel untergebracht, das jahrelang das beste Hotel Asiens war. Ein beeindruckender Bau nach Art eines chinesischen Tempels mitten in Pusan mit wirklich luxuriösen Zimmern. 60% Discount machten die zwei Nächte auch für mich erschwinglich, nebenbei gab’s einen fantastischen Blick vom 14. Stock über halb Pusan und den Hafen.
Am nächsten Tag hatte ich ein paar Termine, leider klappte es mit den Medaillen für den Wiener Taekwondo Verband nicht, der betreffende Manager ist im Krankenhaus und ich wurde auf E-Mail Kontakte vertröstet. Ich glaube ich werde aber in Seoul nach Alternativen suchen. Nachmittags fuhren wir dann mit dem Auto nach Yangsan, das etwa 45km von Pusan liegt und wo an der dortigen Yeongsan-Universität derzeit das österreichische Taekwondo-Nationalteam trainiert. Die Leute sind schon zwei Wochen in Korea und haben bei verschiedenen koreanischen Teams mittrainiert. Alle sind wohlauf und haben den Kulturschock anscheinend ganz gut verdaut.
Nach einem kurzen Gespräch mit dem österreichischen Nationaltrainer Kim Min Soo und Professor Hyosung Gu, der viele Jahre in Deutschland lebte und jetzt an der Yeongsan-Uni lehrt kehrten wir wieder nach Pusan zurück, nicht ohne ein paar Spezialpflaster für eventuelle Verletzungen von Teammitgliedern dort zu lassen.
Abends gab es dann ein hervorragendes Essen in einem Fischrestaurant am Hafen. Drei Stunden lang kam alles auf den Tisch, was durchs Wasser schleimt, schwimmt oder auf null bis zehn Beinen daher stakst. Das meiste war natürlich roh. Es gab eine Zeit, da wäre ich schreiend davongelaufen, als die erste Platte kam, aber mittlerweile sehe ich das alles gelassener. Trotz vieler Reisen und zahlreicher Besuche in den Küchen Asiens gab es diesmal doch Premieren: Walspeck und einige Muschelarten kannte ich noch nicht, die abgeschuppte und eingerollte Fischhaut ließ ich aber aus.
Insgesamt war es ein interessanter Abend, der durchaus auch sättigend wirkte, heute nach der Rückfahrt nach Seoul rächte sich aber Neptun und schleuderte seinen Speer direkt in meinen Bauch: Durchfall. Mit Cola und Schokolade (Ritter Sport – danke You Song!) bekam ich aber alles wieder in den Griff, sodass morgen einem Besuch bei den Korea Open in Incheon nichts im Wege steht.
Korea Open
Die Korea Open 2009 finden in der gleichen Halle in Incheon statt, in der die Poomse-WM 2007 ausgetragen wurde. Es sind wieder eine Menge ausländischer Teams anwesend, leider keines aus Österreich. Heuer ist es besonders leicht, einen ‚Korea Open‘-Titel zu bekommen, da Ausländer und Koreaner in verschiedenen Kategorien starten. Besonders bei den Poomse-Klassen kann man das schmerzlich sehen.
In der ‚Masters 2‘ Klasse – also etwas betagtere Meister – starteten bei den Ausländer-Herren ganze zwei Teilnehmer, einer aus Frankreich und einer aus den USA. Der Franzose lieferte eine passable Kumgang ab, der Ami torkelte quer durch die Halle und vergaß zwischendurch wie’s weitergeht. Das Publikum war erheitert, spendete aber Trostapplaus. Trotzdem stand er dann stolz auf dem Siegerstockerl und erhielt Medaille und Urkunde für den zweiten Platz. So gesehen wurden unsere Poomse-Herren ganz bestimmt weit vorne landen. Bei den Damen war’s ganz ähnlich: zwei russische Matronen lieferten sich ein Duell um den ersten und zweiten Platz, wobei sie gegen imaginäre Zwerge kämpften und denen in die Weichteile traten. Aber: Korea-Open-Medaillengewinner!
Bei den koreanischen Teams und Einzelsportlern sah’s natürlich ganz anders aus. Das gewohnte Bild: drei Leute im Dreierteam (egal ob Damen oder Herren), total synchron und perfekt. Die sahen sich sogar alle ähnlich. Auffallend: die extrem hohen Kicks. Vor einiger Zeit hieß es noch, kein Kick über Kopfhöhe bei der Poomse, aber das gilt wohl nur bei Weltmeisterschaften, wenn Nichtkoreaner teilnehmen.
Heute gibt's noch Finalkämpfe in Kyorugi und Poomse. Beim Kyorugi ist der Unterschied Korea – Ausland nicht so groß. Es kommt schon vor, dass ein Koreaner gegen einen Ausländer verliert, und das zu Recht. Die Kampfrichter sind im Großen und Ganzen fair. Gewertet wird nicht elektronisch, sondern herkömmlich.
Die WTDV-Medaillen sind übrigens bestellt, sollten noch vor meiner Abreise fertig sein. Ich werde sie noch begutachten, kann sie aber nicht mitnehmen, weil sie zu schwer sind. Wir brauchen sie aber ohnehin erst im November bei den nächsten Meisterschaften.
Einen Tag hab ich in Yongsan verbracht, bei den 5000 und mehr Elektronikgeschäften. Ein Sony Mini-Vaio Computer zum Sonderpreis musste es sein. Die nächsten paar Tage bin ich noch in Seoul, dann geht’s nach Muju.
Seoul
Der Herbst kündigt sich an: es hat nur mehr tagsüber Saunatemperaturen, abends wird’s schon etwas kühler. Da ich ohnehin fast die ganze Zeit in klimatisierten Räumen unterwegs bin (auch Autobus und U-Bahn sind gekühlt) spielt das aber fast keine Rolle.
Inzwischen ist meine Frau angekommen, hat sich aber schon wieder Richtung Hyatt Regency Hotel in Incheon empfohlen, weil sie dort vier Tage lang an einem Kongress teilnimmt. Dafür fahre ich morgen nach Muju. Treffpunkt um 7.40 morgens in Yaksu – das heißt aufstehen um 5.30 und mehr als eine Stunde U-Bahn fahren. Dann geht’s mit dem Auto weiter, etwa dreieinhalb Stunden lang. Nachmittags wartet ein Golfturnier auf mich und abends ein Empfang. Veranstalter ist Lufthansa und die Tiroler Fremdenverkehrswerbung: Unterkunft im Hotel Tirol in Muju, Schuhplatteln am Abend inbegriffen.
Ich war ja schon einmal dort, in dem wohl berühmtesten Alpenhotel Koreas. Jeder Balken, jeder Nagel wurde eigens aus Österreich importiert und von urtirolerischen Handwerkern zu einem total echten Tirolerhaus zusammengesetzt. Nur dass das eben mitten in Korea steht. Im Winter kann man dort Schi fahren und sogar Schi springen. Muju hat sich übrigens mal für eine Winterolympiade beworben. Wenn ich schon dort bin, werde ich mich auch gleich nach dem Stand der Planungsarbeiten für den Taekwondo Park erkundigen. Der soll ja 2013 fertig sein und DAS Taekwondo-Zentrum der Welt werden. bisher habe ich aber nur schöne Modelle und in der Landschaft abgesteckte Bauplätze gesehen. Das war aber schon vor einem Jahr, vielleicht ist inzwischen was weiter gegangen.
Gestern waren wir übrigens auf der österreichischen Botschaft in Seoul. Mein Reisepass ist etwas mitgenommen, weil er in der Waschmaschine war. Bin nicht sicher, ob der Elektronikchip das überlebt hat und am Wochenende geht’s dann ja nach Japan und weiter nach Guam – und die Amis sind ja bekannt pingelig bei der Einreise. Der Botschaftsmensch meint aber, es ist alles in Ordnung. Naja, wir werden ja sehen.
Inzwischen habe ich wieder Geschäftstermine absolviert, unter anderem auch bei Dr. Yoo Tae Woo, dem Entdecker der koreanischen Handakupunktur, die meine Frau ja in Wien ausübt. Eine Abteilung der MUDOKWAN Sportschule beschäftigt sich ja auch mit Import von Akupunkturzubehör und die Firma von Dr. Yoo ist Hauptlieferant. Wie immer wurden wir mit dem neuesten Infomaterial versorgt und erhielten etwa zehn Kilo Bücher plus Warenproben. Keine Ahnung, wie wir das alles in die Koffer bringen sollen.
Muju – und wieder Seoul
Im Sommer ist das Muju Resort ziemlich tot. Trotzdem gibt es Besucher, der Parkplatz ist voll, aber die sind entweder Golf spielen oder im Hotel bei Seminaren. Die Schipisten sind verlassen und mit hohem Gras bewachsen, die Schilifte stehen still und rosten vor sich hin. Dafür ist der Golfplatz einsame Spitze.
Ich bin ja nun nicht der Golfprofi, aber die Anlage in Muju ist schon luxuriös. Als Gäste des Hotel Tirol waren wir auch auf eine Golfrunde eingeladen und das hat sich selbstverständlich keiner entgehen lassen. Elektrisches Golfwagerl und Caddy sind Pflicht, es ist aber auch bequemer als per Pedes die Hänge rauf und runter zu latschen, der Golfplatz liegt in den Bergen und zu viel Sport ist ja ungesund.
Ich hatte natürlich überhaupt nichts mit und bekam daher ein nagelneues Leihset. Meine Sportschuhe gingen als exotische Golfschuhe durch (eine Todsünde auf jedem Golfplatz) und mit zwei geschenkten Bällen von der Tirolwerbung begann ich die Runde. Bei diesem schwierigen Platz würde ich spätestens nach dem dritten Loch meine Bälle in die Botanik geschossen haben und dann nur mehr Luftgolf weiterspielen können, deswegen kletterte ich bei der nächsten Gelegenheit in ein kleines Flussbett und richtig: da lagen jede Menge verschossener Golfbälle. Mit prall gefüllten Hosentaschen hatte ich das restliche Spiel ein gutes Gewissen, ich habe aber auch danach fast keine neuen Bälle gebraucht, weil ich insgesamt nur drei verschossen habe. Drei verloren und fünfzehn gefunden = Handycap +12 für Meister Mosch: ganz ausgezeichnet.
Unser Viererflight bestand aus zwei Tirolern von der Tirolwerbung, meiner Wenigkeit und Mister Lim, der am Vorabend gemeinsam mit den anderen Koreanern bis halb drei Uhr früh bei Whisky und Bier gefeiert hatte. Tagwache für den Golfplatz war um halb sechs am Morgen und dementsprechend pflügte er in der ersten Stunde den Golfplatz um wie ein Bauer das Feld im Frühling. Als er aber langsam wieder nüchtern wurde, zeigte er uns, wo der Bartl den Most, beziehungsweise der Koreaner das Makkali holt. Tiger Woods müsste sich fürchten, wenn Mister Lim abstinent bliebe. Nach einem Mittagessen im Golfrestaurant ging es dann zurück nach Seoul. Ich fuhr bei mit einem Manager von Hyundaicard und seinem Kollegen mit und sie brachten mich wieder bis Ilsan, wo ich im Haus von Professor Kim wohne.
Fuer den Taekwondo-Park in Muju ist übrigens am 4. September (dem ‚Taekwondo-Day‘) offizieller Spatenstich und Baubeginn, am geplanten Fertigstellungstermin 2013 hat sich trotz Wirtschaftskrise und Budgetproblemen in Korea nichts geändert. Es empfiehlt sich jetzt schon, das Datum für die Eröffnungsfeier vorzumerken, da wir da sicher wieder mit einer Reisegruppe dabei sein werden.
Im Anschluss noch ein paar Fotos von den Korean Open 2009, auch diese sind wieder bei www.mookas.com mit vielen anderen im Web zu finden.
Nagoya und Kyoto
In Nagoya wohnen wir – meine Tochter ist inzwischen mit ihrem Freund zu uns gestoßen – im Haus von Mari Terashima, einer Konzertpianistin, die ich noch aus meinen Studententagen kenne. Gleich am ersten Tag gab es ein erbittertes Duell mit ihrer zweiundzwanzigjährigen Tochter Mai mit dem Nintendo Wii. Sie ist ein Profi damit und obwohl ich das Ding zum ersten Mal richtig in der Hand hielt, hab ich wenigstens einige Spiele gewonnen.
Gestern waren wir in Kyoto, wo ich trotz doch mehrmaliger früherer Japanaufenthalte zum ersten Mal war. Eine sehr schöne Stadt mit einer Unzahl von großen und kleinen buddhistischen Tempeln und Shinto Schreinen. Nach dem Besuch von Tenryuji und dem weltberühmten goldenen Kinkakujin ging es zum Mittagessen in ein traditionelles japanisches Restaurant im Gion-Distrikt, wo man auch die typischen Geishas sehen kann. Soras Freund Ralf hat todesmutig einen ganzen Fisch samt Kopf verschluckt. Ich war feig. Nachmittags sahen wir uns dann noch den Kiyumizu-Tempel an, bevor wir mit dem Shinkansen-Schnellzug nach Nagoya zurückkehrten.
Heute waren wir in der Toyota Autofabrik auf einer Besichtigungstour durch die Werkshallen und das Toyota-Museum. Morgen früh geht es dann nach Guam, wo wir ein paar Tage Urlaub machen, bevor wir am 9. September wieder nach Seoul zurückfliegen. Ich werde mich also wahrscheinlich erst wieder aus Seoul melden, um die letzten Neuigkeiten aus Korea zu übermitteln.
Guam – und wieder Seoul
Guam ist einen Urlaub wert. Ähnlich Hawaii, Klima angenehm tropisch, sehr schöne Strände, perfekte Infrastruktur, nur weniger Leute, fast alles Japaner und Koreaner. Vielleicht lag’s auch an der Regenzeit, die gerade herrscht, aber außer ein paar Regengüssen war’s eigentlich trotzdem immer schön.
Die berühmteste Sehenswürdigkeit ist die Höhle von Yasui Yokoi, einem japanischen Kriegsveteranen aus dem zweiten Weltkrieg, der sich nach Kriegsende noch 28 Jahre lang im Dschungel versteckt hat und auf die Rückkehr der japanischen Armee gewartet hat. 1972 wurde er entdeckt und als Kriegsheld gefeiert. Seither gilt er als Ikone des Survival. Rambo könnte sich da eine Scheibe abschneiden.
Natürlich haben wir auch nach Taekwondo-Trainingsstätten Ausschau gehalten. Die sind auf Guam zwar vorhanden, aber sehr dünn gesät. Die auf dem Bild unten haben wir schließlich an der Ostküste gefunden. Vor der Tür der Pazifik, ein Palmenstrand, wie auf einer Postkarte, aber… ich denke nicht, dass jemand von euch gerne die Trainingsstätte tauschen würde, oder? Das Dach im Trainingsraum hängt schließlich teilweise bis zum Boden durch
Seit gestern sind wir wieder in Seoul, heute habe ich Geschäftstermine und morgen fahren wir ins Haidonggumdowon nach Opo-ku, dem Hauptquartier des Haidong Gumdo Weltverbandes. Präsident Kim Jeong Ho wartet um 16h auf mich.
Am Wochenende ist dann noch eine Privatfeier: die Tochter eines koreanischen Freundes, die eigentlich in Wien lebt, heiratet in Jeonju nochmals traditionell, nachdem sie schon im März in Wien ihren ungarischen Ehemann geheiratet hat. Wird sicher eine interessante Sache – ich hab sowas ja schon vor einigen Jahren selbst erlebt, als meine Frau und ich zum zwanzigsten Hochzeitstag nochmals in Korea traditionell heirateten.
Das war wohl die letzte Eintragung in diese kleine Reiserubrik, am Donnerstag nächster Woche bin ich wieder beim Training und ich hoffe dann euch alle wieder persönlich anzutreffen. Ich habe wieder einige interessante Anregungen erhalten und freue mich schon darauf, sie an euch weiter zu geben!